Vorwort zu beiden Themen:
Die Hochzeit wird oft zum Höhepunkt des Lebens hochgelobt. Man sollte dieses Fest vielleicht nach einem größeren zeitlichen Abstand „evaluieren“, wie es im Jargon der Entwicklungshelfer heißt. Allerdings vermeidet diese Zunft selber das ernsthafte nachträgliche Auswerten ihres eigenen Tuns. Sonst wäre mancher Entwicklungsexperte dem Blick in den Spiegel nicht gewachsen. Aber das nur nebenbei.
Vom Wahnsinn ‚Hochzeit‘ in Afghanistan
Hier geht es um wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte der Hochzeit in Afghanistan. Wie Kontakte der betroffenen Familien entstehen, weiß ich nicht. Normal ist, dass weder Braut noch Bräutigam damit irgendetwas zu tun haben. Das machen die Familien und ihre Oberhäupter unter sich aus. Sie müssen lange miteinander handeln. Es geht nicht nur um den Brautpreis. Der beträgt in manchen Gegenden einige 1.000 €. Meist liegt er weit über 10.000 €. Der Goldschmuck, den der Bräutigam der Braut, oft auch deren Schwestern und der Brautmutter, schenken muss, wird ausgepokert. Die Ausstattung der verschiedenen Teile des mehrtägigen Festes wird bestimmt und die Zahl der Gäste. Einige Hundert Gäste sind das Mindeste. In einem der zahlreichen Paläste, die in den Städten für das Feiern von Hochzeiten gebaut wurden und immer noch werden, kostet allein ein Gedeck sechs bis acht Euro. Die Gesamtausgaben für die Hochzeit summieren sich zum Dreifachen des Brautpreises.
Das ist doch ein Wahnsinn, zumal in einem so armen Land! Ja, das ist es. Und die meisten Afghanen sehen das auch so. Sie fügen aber oft hinzu, dass man dagegen als Einzelner nichts ausrichten kann. Der Brautvater muss den Preis hochtreiben. Es geht um den Ruf seiner Tochter und damit seiner Familie. Wenn er für seine Tochter nicht viel bekommt, ist das Mädchen nichts wert. Irgendetwas stimmt mit der nicht, wird dann getuschelt. Sie ist faul oder kränklich oder sie hat keine einwandfreie Vergangenheit. Gegen solche Gerüchte helfen nur hohe Hochzeitskosten.
Nachdem der Vater für den guten Ruf von Tochter und Familie gekämpft hat, landet die Tochter durch die Hochzeit in der Familie, die sich über Jahre, meist Jahrzehnte, verschuldet hat. Dort hilft sie, den Aufwand, den ihre hochgetriebene Wertschätzung verursacht hat, wieder herein zu hungern.
Immer mehr Menschen können nicht mehr mithalten. Jemand erzählt von fünf Brüdern. Die schafften es gemeinsam zwei von ihnen eine Heirat zu ermöglichen. Für die anderen drei hat es nicht zur Hochzeit gereicht. Inzwischen sind alle fünf im Greisenalter. Der Stamm der Tani hat alle Ausgaben für eine Hochzeit strikten Beschränkungen unterworfen. Wer sich nicht an die Beschränkungen hält, kann aus dem Stamm ausgeschlossen werden. Begründet wurde die Maßnahme damit, dass viele Mädchen keinen Mann finden, der eine Hochzeit finanzieren könnte. Allerdings ist bisher nicht bekannt geworden, dass ein Tani den Stamm verlassen musste, weil er zu viel für eine Hochzeit ausgegeben hätte. Das Prestige, um das es beim Brautpreis geht, kann keine Strafe und keine wirtschaftliche Vernunft begrenzen.
Man stelle sich vor, dass ein Vater seine Tochter lieber einsam altern lässt, weil er mit ihr nicht den Brautpreis erzielen kann, der der Geltung seiner Familie entspricht!
Natürlich ist der Zwang zu hohen Brautpreisen auch eine soziale Auslese. Reiche Geschäftsleute und korrupte Staatsanwälte leisten sich mehrere Ehefrauen. Normale Bürger wählen oft den Ausweg der Überkreuzheiraten, meist unter Verwandten: Aref heiratet eine Cousine und der Bruder der Cousine heiratet die Schwester von Aref. Das hat auch den Vorteil, dass man die eigene Tochter nicht ganz schutzlos in eine fremde Familie entlässt, nach dem Motto: „Wenn Ihr unsere Tochter misshandelt, misshandeln wir die Eure.“ Allerdings werden durch solche Heiraten im engen Familienkreis reichlich Erbkrankheiten ausgebrütet.
Die Mehrheit der Afghanen wäre froh, wenn der Wahnsinn der Brautpreise kollektiv für alle abgeschafft würde. Alle sehen, welcher Schaden dadurch angerichtet wird. Aber nur ganz wenige schaffen es, aus diesem Zwangssystem von Ehre und Prestige auszusteigen und für eine Hochzeit keinen Pomp zu treiben.
Regierungen haben immer wieder Anläufe genommen, den Aufwand für Hochzeiten zu begrenzen. Sie sind immer gescheitert. Liegt es am Islam? Nein, auch die Religion hat schon lange erkannt, welchen Schaden der Hochzeitspomp anrichtet. Das Scharia-Recht verbietet Brautpreise und erlaubt kaum materiellen Aufwand für die Hochzeit.
Viele Menschen kennen die entsprechenden Regeln des Scharia-Rechts bis in die Einzelheiten – und halten sich nicht daran. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass das Scharia-Recht auch Zwangsverheiratungen durch die Familien nicht erlaubt. Wenn einer der Brautleute, es ablehnt, den anderen zu heiraten, darf die Heirat nicht stattfinden. Auch hier hat das Scharia-Recht keine Chance gegen vorislamisches Stammesrecht. Ruinöse Brautpreise und Hochzeitspomp sind unausrottbar.
Mir schossen die Preise durch den Kopf, die Schlepper anno 2015 dafür erhielten, Menschen nach Europa zu schleusen – man sprach von 5.000 $ pro Person. Ich fragte afghanische Freunde: „Haben sich Eure jungen Burschen in Massen nach Europa aufgemacht, weil sie zu Hause keine Chance auf eine Heirat hatten, und hofften, dort eine Frau zu finden?“ – „Na klar! Was denn sonst?“
16 – 9 = ? – oder: Das Ringen ums Verstehen
Im letzten Rundbrief hatte ich vom Eingangsseminar in Charikar berichtet. Dort wurden zwei junge Lehrerinnen, ein Mullah und ein Mann auf das elementare Unterrichten des Schreibens und Lesens vorbereitet. Alle vier waren bereit, unbezahlt zu unterrichten. Im Seminar waren unsere Eindrücke von den Kandidaten gemischt. Es ging ganz lebendig zu. Nur die künftigen Lehrerinnen trugen das Anleitungsbuch für Lehrer offen mit sich herum. Sie sagten auf, was darinstand. Wenn sie mal nicht weiterkamen, warfen sie einen Blick in das Buch. Hatten sie verstanden, was dort dem Lehrer erklärt wurde?
Zwei Wochen später waren wir um 7 Uhr morgens in Charikar. Eine der Lehrerinnen und der Mullah hatten Unterricht. Vom Text unseres Anleitungsbuches hatten sie nichts verstanden. Irgendwie versuchten sie den Lehrer einer staatlichen Schule nachzuahmen. Das OFARIN-Team aus Kabul resignierte und suchte schnell sein Heil in der Flucht.
Raus aus Charikar und ab ins Pandschirtal! Bei der Provinzregierung von Pandschir waren wir mit dem Abteilungsleiter für Religiöse Angelegenheiten verabredet. Dem wollten wir zu seiner jüngst erfolgten Ernennung gratulieren. Gesichtspflege halt.
Der Abteilungsleiter nahm unsere Glückwünsche und Kunststoffblumen freundlich entgegen. Er kannte unser Unterrichtsprogramm in Paryan und hatte dort alle Klassen gesehen. Er war beeindruckt. Nach einigen Minuten freundlicher Plauderei fragte er, ob wir vielleicht den Gouverneur sehen wollten, wenn der Zeit habe. Natürlich wollten wir. Man rief den Gouverneur an und der lud uns ein.
Wir erläuterten dem Gouverneur, dass OFARIN islamische Religion, Dari und etwas Rechnen unterrichte. Der Gouverneur meinte, dass Unterricht in Religion nicht so wichtig sei. Rechnen sollten wir den Jugendlichen beibringen. Es gäbe in seiner ganzen Provinz kaum jemanden, der auch nur ein bisschen rechnen könne. Keiner habe eine Ahnung, was der Durchschnitt mehrerer Zahlen sei. Wir sollten wenigstens unsere Lehrer in Paryan zu Mathematikern machen. Der Mann ist zu bedauern. Sein Urteil über die Rechenkünste seiner Landsleute ist zutreffend. Er selber ist ein ausgebildeter Ingenieur und verdurstet in einer Wüste von Unwissenheit. Ich mache mir seitdem Gedanken, wie ihm zu helfen wäre. Aber aus unseren Lehrern in Paryan werden keine Mathematiker. Wir wären froh, wenn sie die Grundrechenarten soweit beherrschen lernen, dass sie sie unterrichten können.
Um 3 Uhr mussten wir wieder in Charikar sein. Die andere Lehrerin unterrichtete. Der weitere Kandidat für den Unterricht war nicht erschienen. Unser Naqib wendete die deprimierende Situation ins Konstruktive: „Allein vom Lesen des Anleitungsbuches verstehen die unsere Methodik nie. Wir müssen denen vormachen, wie es geht und selber unterrichten.“
Und so traten wir am folgenden Donnerstag, danach am Samstag (Aufbruch in Kabul: 4:45 Uhr) und dann wieder am folgenden Donnerstag an und unterrichteten rund 70 Kinder und Jugendliche jeweils mindestens zwei Stunden lang. Die waren fertig und wir auch. Die Schülerinnen und Schüler hatten wacker mitgemacht. Nun hoffen wir wieder und müssen bald wieder nach Charikar, um zu sehen, ob die Lehrkräfte jetzt ihre Aufgabe verstanden haben.
Welche Erkenntnisse brachten wir von diesen Ausflügen in Gegenden nördlich von Kabul mit? Wir hatten einen Mullah und zwei junge Mädchen – vermutlich Oberschülerinnen der Klassen 11 oder 12 – erlebt, die alle drei besten Willens waren, erfolgreich Unterricht zu geben. Aber schon den Text unseres Anleitungsbuches für Lehrer konnten sie nicht verstehen. Wir hatten Schüler aller Jahrgänge unterrichtet, die zu uns kamen, weil sie in der Schule kaum etwas gelernt hatten. Aber alle waren eifrig und verstanden unseren Unterricht recht gut. Wir hatten einen Gouverneur erlebt, der die Bürger seiner Provinz pauschal der Dyskalkulie bezichtigte.
Wir hätten in jede andere Himmelsrichtung reisen können und hätten nichts wesentlich anderes erlebt. Warum befindet sich die schulische Ausbildung in Afghanistan in solch‘ einem jämmerlichen Zustand? Gibt es Kräfte, die gegen Schulunterricht sind? Natürlich sind die Taliban und die Krieger des Islamischen Staates gegen Schulen. Aber in den Gebieten, in denen die Kabuler Regierung das Sagen hat, sind alle politischen Kräfte für die schulische Ausbildung. Auch religiösen Gruppierungen, die Schulunterricht ablehnen, gibt es nicht.
Früher war das anders. Jahrzehntelang gab es einen Kulturkampf zwischen Modernisierern und Traditionalisten. Die Regierung führte Schul- und Wehrpflicht ein und ein westliches Rechtssystem. Die Bevölkerung verstand nicht, dass sich Afghanistan den Ungläubigen anpassen sollte. Die Mullahs sorgten sich um Religion und Tradition und sabotierten die Neuerungen. Die erbitterten Auseinandersetzungen vergifteten das Klima zwischen Schulen und Moscheen und schufen emotionale Voraussetzungen für Bürgerkrieg und Talibanherrschaft.
Seit dem Sturz der Taliban gibt es diese Feindschaft in der offiziellen Politik nicht mehr. Aber in vielen Familien ist man noch unsicher, ob die Mullahs früher nicht doch Recht hatten, als sie predigten, dass es Sünde sei, Kinder in die staatliche Schule zu schicken. Jede Familie muss ihre Töchter beaufsichtigen. Das ist nur möglich, wenn der Schulweg kurz ist. Und wenn Mädchen zu jungen Frauen heranwachsen, lässt man sie besser überhaupt nicht mehr aus dem Haus. Viele Mädchen verlassen die Schule mit der neunten Klasse. Zweifellos gibt es in einem Teil der Familien noch Widerstand gegen den Schulbesuch ihrer Kinder. Mit Sensibilität und Geduld kann man solche Familien dafür gewinnen, die Kinder in die Schule zu schicken.
Qualität ist das Stichwort, das in diesem Zusammenhang fallen muss. Warum sollen Kinder zwölf Jahre lang in eine Schule gehen, wenn sie danach einen einfachen Text, wie OFARINs Unterrichtsanweisungen, nicht verstehen? Der Gouverneur von Pandschir klagt zurecht über die Rechenkünste seiner Mitbürger. Absolventen seiner Gymnasien wissen nicht nur nicht, was ein Durchschnitt ist. Die können selbst meine Standardfrage: „Was ist 16 – 9 = ?“ nicht beantworten. Wenn meine Kinder nach acht Jahren Schulbesuch einen Text nicht nur verstehen sondern auch selber schreiben können, wenn sie berechnen können, ob es sich lohnt, dass wir uns einen Sonnenkollektor aufs Dach setzen, um zuverlässiger Strom zu haben, dann schicke ich meine Kinder gerne in die Schule. Die finden dann sicher Arbeit im Büro einer Handelsfirma, bei einer Bank oder bei einer kleinen Fabrik.
Der Gouverneur von Pandschir beklagte nicht, dass es nicht genug Schulen in seiner Provinz gibt. Er beklagte, dass man dort nichts lernt. Die Freunde, die uns nach Charikar gelockt haben, gaben als Grund an, dass alle Schulen dort furchtbar schlecht seien. Unsere Lehrkräfte dort sind bereit, umsonst zu arbeiten. Sie bringen dieses Opfer, weil sie sehen, dass die staatlichen Schulen den Jugendlichen absolut nichts mit auf den Lebensweg geben.
Es gibt ein Erziehungsministerium. Dieses Ministerium müsste doch vorgeben, wie der Unterricht zu verlaufen hat, damit er erfolgreich ist. Verschiedene Lehrer haben uns berichtet, wie die Bestimmungen des Erziehungsministeriums aussehen, nach denen sie arbeiten müssen. Siehe unsere Homepage ofarin.de und dort unter Projekte: „Die öffentlichen Schulen in Afghanistan“! Das Erziehungsministerium schreibt tatsächlich vor, wie der Unterricht zu laufen hat. Allerdings muss jeder Unterricht, der nach diesen Vorschriften gehalten wird, scheitern. Ein Stoffpensum muss unterrichtet werden. Dabei ist das „Verstehen“ der Schüler kein Ziel des Unterrichtes. Vermutlich weiß man im Ministerium überhaupt nicht, was man unter „Verstehen“ verstehen soll. Für viele Afghanen bedeutet das „Verstehen“ eines Textes, dass man diesen auswendig aufsagen kann. Wenn wir Westler meinen, jemand habe einen Sachverhalt verstanden, so bedeutet das, dass er die Zusammenhänge, die damit verbunden sind, erklären kann, und dass er den Sachverhalt in anderen Zusammenhängen anwenden kann. Dieses „Verstehen“ in unserem Sinne ist mit Sicherheit kein Unterrichtsziel des Erziehungsministeriums. Dieses Ministerium ist aber keine Insel der Unwissenheit in einem Meer von erstklassigen Pädagogen. Das Ministerium bildet nur ab, dass es in Afghanistan ein „Verstehen“ in unserem Sinne nicht gibt.
Man erlebt das z.B., wenn einem ein Afghane ein Buchhaltungsprogramm erklären will. Der Afghane sagt alles, was über das Thema gesagt werden muss – und das möglichst schnell. Das ist sein Job. Ob der Zuhörer etwas begriffen hat, fragt er sich nicht.
Daher kann man auch von den zahlreichen Privatschulen, nicht viel mehr verlangen als von staatlichen Schulen – etwas mehr Disziplin der Schüler, regelmäßige Anwesenheit der Lehrkräfte. Aber das „Verstehen“ der Schüler in unserem Sinne, ist auch hier nicht das Ziel.
Um den Schulunterricht in Afghanistan kümmern sich auch ausländische Organisationen. Aber ausländische staatliche Institutionen mischen sich nicht in das Geschehen in den staatlichen Schulen ein. Der öffentliche Dienst Afghanistans – und damit auch die Lehrerschaft – wird vertragsgemäß größtenteils durch die internationale Gemeinschaft finanziert. Es verbietet sich daher, dass Institutionen von Ländern, die ohnehin die Schulen bezahlen, noch einmal Mittel für den eigentlichen Unterricht einsetzen. Vom Ausland staatlich finanzierte Organisationen geben oft Lehrerfortbildungen. Aber den Lehrerfortbildern fehlt meist jede Kenntnis des Unterrichtes in der Schule. Ausländische Entwicklungs Experten haben weder die Zeit noch die Sprachkenntnisse, um Lehrerfortbildungen zu durchschauen und zu prägen. Gerne vertraut man Lehrerfortbildungen Dozenten an pädagogischen Hochschulen an und verlässt sich auf deren Titel. In der Regel besucht der afghanische Lehrer die Fortbildungsveranstaltungen der Ausländer, ohne hinterher zu verstehen, was das mit seinem Schulunterricht zu tun hatte.
Kleinere, vom Staat unabhängige ausländische Organisationen, die ihr Partnerprojekt sporadisch für wenige Tage besuchen, haben normalerweise keinen Einfluss auf die Qualität des Unterrichtes.
OFARIN wollte anfangs einen Unterricht aufbauen, der sich an das staatliche Curriculum anlehnte. Dabei konnten wir uns diesen staatlichen Unterricht selber nie ansehen. Wir bauten unseren Unterricht so auf, dass die Schüler den Schulstoff verstanden. Wir beobachteten, was Schüler und Lehrer verstanden und was ihnen schwerfiel. Anfangs waren erhebliche Abänderungen nötig. Aber allmählich „verstanden“ die Schüler immer besser, was wir ihnen beibrachten. Sie beherrschten den Stoff. Darum ging es. Um den Unterricht anderer Programme kümmerten wir uns nicht. Es war nicht unsere Aufgabe, anderen in den Kochtopf zu gucken. Doch über unsere Lehrkräfte und Schüler und über andere Freunde erfuhren wir einiges, wie es in anderen Schulen und Programmen zuging. Der Eindruck verfestigte sich, dass wir ein Unterrichtssystem entwickelt hatten, das allem, wovon wir hörten, überlegen war. Wir erkannten zugleich, dass es kaum möglich war, mit anderen Unterrichtsprogrammen zusammen zu arbeiten. Etwas Eigenständiges war entstanden.
Grundsätzlich sei festgestellt, dass wir nicht die Aufgabe und auch nicht die Kapazitäten haben, einen korrekten Überblick über das gesamte schulische Geschehen in Afghanistan zu erstellen! Aber bisher haben wir kein Unterrichtsprogramm kennen gelernt, das sich ernsthaft um das Verstehen dessen, was durchgenommen wird, bemüht. Unsere Lehrer und Schüler und viele Afghanen, die unsere Arbeit kennen gelernt haben, haben das vielleicht besser verstanden, als wir selber, denn sie kennen auch den staatlichen Unterricht.
Das konsequente Bemühen um das Verstehen der Schüler ist ein Alleinstellungsmerkmal von OFARIN und zwar ein sehr wesentliches. Unterricht ohne das Ziel des Verstehens der Schüler ist wertlos. OFARIN hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Unterricht inhaltlich zu einem „Volksschulprogramm“ auszubauen, das nach acht Jahren zu den meisten Beschäftigungen in nicht-akademischen Berufen befähigt.
Je mehr Unterstützung OFARIN findet, und je mehr OFARINs Unterricht ausgebaut werden kann, desto offensichtlicher werden die schweren Mängel der staatlichen Schulen werden. Wir hoffen, dass das zu einem Neuaufbau des gesamten Schulwesens führt, wobei das Verstehen der Schüler ein wesentliches Unterrichtsziel ist.
Mehr, auch ein Spendenkonto, finden Sie unter www.OFARIN.de.