– Kommentar von Birgitta Stauber –
Es ist einfach zu viel. Dieser tägliche Hass, die eingeworfenen Scheiben, die Bedrohungen und Verhöhnungen: Marco Wanderwitz [für die CDU im Bundestag, die Redaktion] gibt auf, aus Sorge um seine Familie. Nach 22 Jahren im Bundestag. Damit verliert Ostdeutschland einen wichtigen Fürsprecher, denn Wanderwitz weiß, was die Menschen bewegt – vor allem: was sie in die Arme der Populisten treibt. Gerade darum ist seine Stimme so wichtig, wenn es darum geht, die rechtsextremen Strömungen, die von der AfD ausgehen, in Schach zu halten. Und das hat Wanderwitz versucht, er ist die treibende Kraft für ein AfD-Verbotsverfahren.
Offenbar hat es dem CDU-Politiker an Unterstützung gefehlt, an Schutz und Anerkennung, was ihm geholfen hätte, all den Hass zu ertragen. So bitter es ist: Sein Rückzug ist ein Sieg all derjenigen, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zerstören wollen. Wie sehr Hass und Hetze bereits aus dem Ruder gelaufen sind, zeigt der Fall Robert Habeck, der einen ihn beleidigenden Post zur Anzeige brachte (#Schwachkopf). Weil dies einem Rentner, der schon durch rechtsextreme Postings aufgefallen war, eine Hausdurchsuchung bescherte, war die Aufregung im Netz über diesen „nichtigen Anlass“ groß. Auf der Anklagebank war das Opfer, Mitleid genoss der Täter.
Dabei wegzuschauen, kann zum Bumerang werden. Denn Hass und Gewalt gehören auch zum Alltag von vielen Frauen, Homosexuellen, Juden, Menschen mit Migrationshintergrund, Behinderten, Alten, Bürgergeld-Empfängern, Journalisten und, und, und. Es ist also verdammt leicht, selbst zur Zielscheibe zu werden. Sich dagegen zu wehren, geht uns alle an. Denn die USA zeigen, wie schnell Hass die Oberhand gewinnen kann.