Was immer noch fehlt, ist ein breites gesellschaftliches Bewusstsein für die immer schwierigere Lage der jüdischen Minderheit in Deutschland, die sich seit den Terrorangriffen der Hamas auf Israel vor fast einem Jahr massiv verschlechtert hat.
Das liegt auch daran, dass aggressiver Judenhass nicht nur in der islamistischen Szene allgegenwärtig ist, so groß die aktuelle Bedrohung durch islamistischen Terror auch ist. Vielmehr ist Antisemitismus auch in der radikalen und völkischen Rechten zu finden, in der AfD, in bildungsbürgerlichen Milieus, in Subkulturen wie dem Hip-Hop, bei Verschwörungsgläubigen und Friedensbewegten und auch unter Linken, die Israel nur als brutalen Kolonialstaat sehen und mit ihrer Art der „Palästinasolidarität“ letztlich die antisemitische Propaganda der Hamas teilen. Durch soziale Netzwerke wie Tiktok verbreitet sich der antisemitische Hass mit einer beängstigenden Geschwindigkeit, gerade unter jungen Menschen.
Es geht daher völlig fehl, den versuchten Anschlag von München mit der an Hysterie grenzenden Migrationsdebatte zu verknüpfen oder in rassistischer Logik zu suggerieren, Jüdinnen und Juden wäre erst dann geholfen, wenn viele Menschen aus islamischen Ländern abgewiesen oder abgeschoben würden. Der gescheiterte Attentäter von Halle war weiß und mehrheitsdeutsch, der von München kam aus Österreich. Das Problem heißt nicht Islam, das Problem heißt nicht Migration, das Problem heißt nicht „Multikulti“, das Problem heißt Antisemitismus.