Frankfurter Rundschau: Schwacher Weselsky

Claus Weselsky hat nur einen kleinen Kreis von Fans – mehr braucht er auch nicht. Als Chef der Lokführergewerkschaft muss er Verbesserungen für die GDL-Mitglieder erstreiten. Rücksicht auf die öffentliche Meinung nehmen? Für Weselsky ist das nebensächlich. In früheren Tarifkonflikten war das eine Stärke des GDL-Chefs. Er mochte als streitbar, als rücksichtslos gelten – egal, solange am Ende der Tarifrunde ein Lohnplus stand.

Inzwischen macht es Weselsky nicht nur seinen Gegnerinnen und Gegnern schwer, sondern auch jenen, die mit ihm sympathisieren. Er hat den Vorschlag der beiden Moderatoren falsch dargestellt und so die Wellenstreiks begründet. Damit beschädigt Weselsky das Image des harten, aber ehrlich kämpfenden Gewerkschaftsführers, das er sich sorgsam aufgebaut hat. Tatsächlich hatten die beiden Moderatoren vorgeschlagen, die Wochenarbeitszeit auf 36 Stunden abzusenken – bei vollem Lohnausgleich. Das kommt der GDL-Forderung nach einer 35-Stunden-Woche schon sehr nahe.