Frankfurter Rundschau: Genug gezankt

Sechs Tage Streik – bei solch massiven Arbeitskampfankündigungen würden die Streithähne in anderen Branchen wohl hinter den Kulissen hektisch verhandeln, um die Folgen des Streiks abzufedern: für das Ansehen von Bahn und GDL, aber auch für die Akzeptanz von Arbeitskämpfen allgemein. Das Streikrecht ist ein hohes Gut. Für viele Branchen gilt: Es wird selten in Anspruch genommen. Man könnte auch sagen: In Deutschland wird viel zu wenig gestreikt. Beschäftigte anderer Branchen und ihre Gewerkschaften sollten sich deshalb bei der GDL, die für ihre Leute in der Vergangenheit viel erreicht hat, eine Scheibe abschneiden. Aber die GDL muss aufpassen, dass sie nicht überzieht. Streiken sollte selbstverständlich sein, miteinander zu verhandeln aber auch. Die Verweigerungshaltung der GDL macht es dem Bahn-Vorstand leicht, die Verantwortung für den Stillstand an die Gewerkschaft weiterzureichen. Ob sich das bald ändert? Pendler:innen und Reisende sollten sich darauf nicht verlassen.