– Kommentar von Thorsten Knuf zum Protest der Landwirte –
Die deutsche Bauernschaft hat ein Problem. Und das ist nicht der Umstand, dass die Regierung Teile ihrer Subventionen kürzen will. Am Donnerstag hinderten mehr als 100 aufgebrachte Landwirte an der Nordseeküste Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) daran, eine Fähre zu verlassen. Der Minister hatte einige freie Tage auf der Hallig Hooge verbracht und wollte zurück nach Hause. Die Bauern versuchten, die Fähre zu stürmen.
Das Vorgehen der Demonstranten ist in jeder Hinsicht empörend. So etwas kennt man eigentlich nur von Radikalen von ganz rechts und ganz links. Wer Politikern bis ins Privatleben nachstellt und diese sogar körperlich bedrängt, pfeift auf demokratische Spielregeln. Man kann über die Politik der Regierung denken, was man will – auch über deren Sparpläne. Jeder hat das Recht, dagegen friedlich zu demonstrieren. Aber das, was sich am Donnerstag in Schlüttsiel abspielte, war nicht mehr friedlich. Es war die Aktion eines enthemmten Mobs. Die mehr als 100 Protestler, die es am Donnerstag auf Habeck abgesehen hatten, bringen die Bauernschaft als Ganzes in Verruf. Dieser Vorfall wird die gesamte Aktionswoche überschatten, die am Montag beginnt.
Der Deutsche Bauernverband und dessen Präsident Joachim Rukwied brauchten bis Freitag, 9.20 Uhr, um auf die Vorgänge an der Nordseeküste zu reagieren. Das, was sie dann veröffentlichten, war ein eher lauwarmes Statement mit dem Tenor, dass Vorfälle dieser Art ein „No-Go“ seien und man „bei allem Unmut“ die Privatsphäre von Politikern respektiere. Angemessen wäre ein Auftritt gewesen, bei dem Rukwied im Namen der gesamten deutschen Bauernschaft um Entschuldigung für den Vorfall bittet.