Mit gleich zwei Aktionen hat sich die Stadt Garbsen heute am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen beteiligt. Am Morgen hatte der Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt, eine breite Initiative aus Engagierten, die Fahne „Frei leben ohne Gewalt“ des Vereins Terre des Femmes vor dem Rathaus gehisst. Am Abend bekennt die Stadt Garbsen im Wortsinn Farbe: Der Nordeingang des Rathauses erstrahlt bis in den Abend hinein in Orange.
Mit der Aktion wird das Thema auch in Garbsen in die Öffentlichkeit gerückt und auf die vielseitigen Hilfsangebote in der Stadt hingewiesen. „Das Thema liegt mir persönlich am Herzen. Wir wollen ein starkes Signal setzen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“, sagte Bürgermeister Claudio Provenzano beim Flaggenhissen. „Veränderungen im Umgang mit Gewalt können erreicht werden, wenn sich viele in der Gesellschaft gegen Gewalt einsetzen“, sagte die Gleichstellungsbeauftragte Wiebke Winter.
Die Stadt Garbsen hat sich zum ersten Mal an der Beleuchtungsaktion Orange Day beteiligt. Es handelt sich um eine Lichtinstallation, die von hannoverschen Clubs von Soroptimist International und Zonta International in Hannover initiiert wurde. Seit einigen Jahren wird damit am Internationalen Tag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen öffentlichkeitswirksam auf das Thema Partnerschaftsgewalt aufmerksam gemacht. Die Farbe Orange steht für Licht und Wärme und symbolisiert eine positive Zukunft und die Hoffnung auf ein gewaltfreies Leben.
In Garbsen setzt sich der Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt, den die Gleichstellungsbeauftragte ins Leben gerufen hat, für ein Ende von geschlechtsspezifischer Gewalt ein. Mit Informationsmaterialien und in persönlichen Gesprächen möchte er dafür sensibilisieren, dass Häusliche Gewalt keine Privatsache ist. Am Runden Tisch beteiligt sind neben der Polizei, dem Mädchen- und Frauenzentrum, der AWO Frauenberatung, der Jugendhilfestation und dem Präventionsrat auch die Beratungsstelle für Erziehungs- und Lebensfragen, die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen „Valeo“, die Koordinierungs- und Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt „BISS“, die Caritas-Suchtberatungsstelle sowie die Schulsozialarbeit der Stadt Garbsen, das ökumenische Sozialprojekt Neuland und mehrere Familienzentren.
Zum Hintergrund:
Studien belegen, dass jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal im Leben von körperlicher und/ oder sexualisierter Gewalt betroffen ist. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher und/ oder sexueller Gewalt durch Beziehungspartner oder ehemalige Partner. Frauen werden häufiger von ihren Lebenspartnern (auch ehemaligen), von Verwandten oder anderen Männern in ihrem nahen persönlichen Umfeld bedroht, gedemütigt, misshandelt oder vergewaltigt als von Fremden.
Auch die Kinder leiden, wenn sie in der Familie Gewalt zwischen ihren Eltern miterleben. Vielfach sind sie nicht nur Zeugen, sondern werden selbst misshandelt. Die Folgen für die kindliche Entwicklung sind gravierend und wirken sich nachhaltig auf das spätere Erwachsenenleben aus.
Häusliche Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Sie kommt in allen Schichten und sozialen Milieus vor, ist unabhängig von Herkunft und Bildungsgrad und hat auch immer Auswirkungen auf die Kinder und ihr Wohl. Häusliche Gewalt ist eine Form der Gewalt, die in den eigenen vier Wänden, im „geschützten“ Rahmen der Ehe, Familie und Partnerschaft ausgeübt wird. Ausgerechnet zu Hause, in der eigenen Wohnung werden Frauen und Kinder am häufigsten Opfer von Gewalt.
Der Begriff „Häusliche Gewalt“ umfasst alle Formen der körperlichen, sexualisierten, seelischen, sozialen und ökonomischen Gewalt zwischen erwachsenen Menschen, die in einer nahen Beziehung zu einander stehen oder gestanden haben. Häusliche Gewalt ist in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass es nicht bei einer einmaligen Gewalthandlung bleibt, sondern immer wieder zu weiteren Übergriffen kommt, wobei in den meisten Fällen die Gewaltintensität zunimmt und die zeitlichen Abstände immer kürzer werden. Häusliche Gewalt hat viele Gesichter: Sie verletzt immer die Würde und das Selbstbestimmungsrecht der Opfer und hat regelmäßig schwere und anhaltende Folgen.