Der Bochumer Angstforscher und Psychologe Prof. Jürgen Margraf fordert angesichts rasant steigender Infektionszahlen die Einführung der 2G-Regel (geimpft oder genesen) in NRW. „Wir brauchen die 2G-Regelung“, sagte Margraf der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagsausgabe. Das Beispiel Österreich zeige, dass die Einführung der Regelung viele Menschen, die bisher noch unentschlossen waren, überzeugen kann, sich jetzt doch impfen zu lassen. „Wenn ich Einschränkungen und unmittelbare Folgen für meinen Alltag befürchten muss, kann das ein Anstoß sein“, sagte der Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Ruhr-Uni Bochum der WAZ. „2G kann die Bereitschaft zur Impfung fördern.“
Bei der Gruppe der hartnäckigen Impfverweigerer werde die strengere Regelung aber eher das Gegenteil bewirken und „Trotz und Widerstand gegen eine Impfung steigern“, meinte Margraf. In der Psychologie werde dieses Verhalten als „Reaktanz“ bezeichnet: Wenn Freiheitsspielräume durch Verbote eingeschränkt werden, reagieren manche Menschen mit Wut und Trotz und widersetzen sich den Regelungen, erklärte der Psychologe. Aber auch Geimpfte wollten ihre Freiheiten wieder bekommen, gab Margraf zu bedenken. „Deshalb muss es die 2G-Regel geben.“
Margraf: „Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima, wonach es sinnvoll und solidarisch ist, sich impfen zu lassen und es als unsolidarisch gilt, es nicht zu tun.“ Immer noch seien zu viele Menschen nicht geimpft, was die Gefahr für Infektionen und auch für neue Virus-Varianten erhöht. Margraf würde eine strikte Regelung begrüßen, denn „es ist unverantwortlich, sich nicht impfen zu lassen und das Risiko an andere weiterzugeben“.