Die Angst vor der Nadel

Wie es Ihnen geht, weiß ich nicht, aber seit Beginn der Pandemie nervt mich diese Flut von Impfbildern: Lange Nadel in Nahaufnahme, Arzt oder Krankenschwester gebeugt über mal stoisch, mal angstvoll dreinblickenden Patienten mit entblößtem Arm usw. – Und dann die Videos: Natürlich muss es, wenn es ‚gut‘ sein soll, auch einen ‚Effekt‘ haben….

Den hat es, zumindest bei mir und ich denke auch Andere werden nicht ganz frei davon sein: Ich denke an die Ängste meiner frühen Kinderjahre! Eine Erinnerung an eine vor-bewusste Zeit taucht auf: Ich liege bäuchlings auf einer Pritsche, schaue über die Schulter sehe meine Beine wie wild strampeln, vermutlich schreie ich und die rigorose Kinderärztin versucht mir eine Spritze in den entblößten Po zu verpassen…

Kennen Sie so etwas auch? – Sie brauchen es hier nicht zu bekennen; wir sind alle längst erwachsen und haben gelernt zu rationalisieren, die Zusammenhänge zu erkennen und wissen, dass das Impfen, dieser unvorstellbare Stich mit der Nadel, durch die dann noch eine Flüssigkeit in den eigenen Körper gespritzt wird, eine segensreiche Erfindung des Menschen für die Menschheit ist.

Wenn ich mich mindestens einmal im Jahr, zumindest gegen Grippe und jetzt natürlich auch gegen Covid-19 oder auch Borreliose (Infektion durch Zeckenbisse)  impfen lasse, schaue ich dem Stich ins Fleisch interessiert zu und habe auch schon lange kein flaues Gefühl im Magen mehr, weiß aber, die ’nervigen‘ Impf-Darstellungen, von denen ich oben rede, haben mich daran erinnert, dass tief im Innern (im Unterbewusstsein?) eine Ur-Angst vor diesem Stich ruht.

Nun frage ich mich, ob der langsame Impffortschritt nicht mit dieser Angst zu tun hat: Die Rationalisierung, d.h. das Bemänteln der beschriebenen Angst könnte bei anderen Menschen ja auch auf andere Weise ablaufen, so dass die Angst den betreffenden Menschen weiter im Griff behält: „Das Impfen ist Teufelszeug!“, „Das Impfen dient meiner Versklavung, manipuliert mich, macht mich unfrei!“, bis hin zu „Impfen tötet!“ usw.

Was tun? – Ich weiß es nicht aber weniger ‚gute‘ Impfbilder in den Medien wären sicherlich ein erster vorsorglicher Schritt. Irrationale Kindheitserinnerungen können ruhig in der Versenkung bleiben.

Und wer sich nicht impfen lässt? – Dem- oder Derejenigen wage zu raten: Fragen Sie sich doch einmal, ob alle Begründungen fürs Nicht-Impfen-Lassen vielleicht doch nur Ausreden sind, die eine Kindheitsangst bemänteln sollen.