Allgemeine Zeitung Mainz: Zur Unzeit – Kommentar von Achim Preu zu möglichen Bahnstreiks

Die Weichen sind gestellt. Die Signale stehen auf Streik. Auch wenn es erst heute Konkretes dazu gibt. Für Arbeitnehmer ist das ein legitimes Mittel. Und für die Arbeitgeber kommt Streik stets zur Unzeit bei zugleich immer überzogenen Forderungen. So läuft das Spiel.

Doch wenn die GDL, die kleine Sparten-Gewerkschaft der Lokführer mit den großen Ellbogen, in diesen Tagen ansetzt, in die Mobilität einzugreifen, ist das ziemlich heikel. Nach Ende des Lockdowns geht es bei dem emotional aufgeladenen Thema Freiheitsrechte ans Eingemachte. Denn die Menschen dürfen wieder verreisen. Und bekommen nun Steine in den Weg gelegt – trotz Milliardenverlusten der Bahn in der Pandemie. Trotz Flutkatastrophe, die 600 Kilometer Gleise weggerissen hat. Allein deshalb muss die Rückkehr zur Normalität oben auf den Fahrplan. Ergibt es nicht mehr Sinn, sich jetzt als nachhaltiges Verkehrsmittel optimal aufzustellen, statt auf den Busch zu klopfen und Urlauber abzustrafen? Oder geht es wieder um den Machtkampf mit der größeren Gewerkschaft EVG? In den Augen der Verbraucher wäre das wohl noch viel schlimmer.