Christian Matz, Allgemeine Zeitung Mainz: Beschädigt – zu Impfungen für Ältere & Jüngere

Die Impfdiskussion wird hierzulande seit Wochen mit dem falschen Schwerpunkt geführt. Rund 99 Prozent der Corona-Toten stammen aus der Altersgruppe der Ab-50-Jährigen; wie sie im Herbst und Winter mit Auffrischungsimpfungen geschützt werden können, darum sollte es jetzt im Sommer vor allem gehen. Gerade mit Blick auf den Schutz der Heimbewohner. Denn bei älteren Menschen überwiegt der Nutzen einer Impfung ganz eindeutig deren Risiken. Bei Kindern und Jugendlichen ohne Vorerkrankungen oder sonstigen Risikofaktoren ist dies hingegen fraglich.

Der Druck auf die Stiko, die bei Jüngeren bislang keine allgemeine Impfempfehlung geben will, wächst; dabei ist es nicht so, dass sie mit ihrer abwartenden Haltung international völlig isoliert wäre. Das vergleichbare Gremium in Großbritannien etwa sieht es genauso. In einem Land, das mehr und bessere Daten zur Pandemie gesammelt hat als Deutschland. Deshalb ist dort die Entscheidung für eine „Booster“-Impfung bei den Älteren auch schon längst diskutiert und gefallen.

Hierzulande verfahren maßgebliche Politiker sowie der möchtegern-maßgebliche Talkshowkönig Lauterbach bei den Impfungen für Jüngere hingegen nach dem Motto: Folge der Wissenschaft – aber nur, solange sie tut, was wir für richtig halten. Das kann man so machen. Man beschädigt damit aber das Vertrauen in das erfahrene Impf-Expertengremium massiv, und damit in die Impfkampagne insgesamt.

Eltern stehen so bei der persönlichen Abwägung für ihre Kinder auch vor der Frage, wem sie mehr glauben wollen: den fachlich zuständigen Wissenschaftlern oder den politisch verantwortlichen Entscheidern. Eine einzige Zwickmühle.