35 Jahre Tschernobyl: Super-GAU-Gefahr auch in Deutschland akut

Zum seit Jahren andauernden INES-2-Störfall im AKW Neckarwestheim-2 erklären Armin Simon von .ausgestrahlt und Franz Wagner vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar (BBMN):

„35 Jahre nach der Atomkatastrophe im AKW Tschernobyl gibt es keinen Grund, sich in Sicherheit zu wiegen. Es ist scheinheilig, ständig vor der Gefahr durch grenznahe AKW zu warnen, die nachgewiesene akute Gefahr eines Super-GAU in einem AKW mitten in Deutschland aber beständig totzuschweigen. Wenn sich, wie im AKW Neckarwestheim zwischen Mannheim und Stuttgart seit mindestens drei Jahren der Fall, viele Hundert Risse bilden, die so groß werden können, dass essentielle Rohre spontan abzureißen drohen, ist das nach den Maßstäben der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO als ‚Störfall‘ der INES-Stufe 2 einzuordnen – wie der Beinahe-GAU im schwedischen AKW Forsmark 2006. Das hat der ehemals höchste für Reaktorsicherheit zuständige Experte im Bundesumweltministerium, Dipl.-Ing. Dieter Majer, erst unlängst in einer gutachterlichen Stellungnahme bestätigt. Majer ist damit bereits der zweite renommierte Experte, der den Weiterbetrieb des Riss-Reaktors für unzulässig erklärt hat.
Das für die Atomaufsicht in Baden-Württemberg zuständige grüne Umweltministerium behauptet bis heute, die Risse seien ungefährlich. Den dafür nötigen Nachweis (‚Leck vor Bruch‘-Nachweis) hat es allerdings trotz mehrfacher Aufforderung bis heute nicht vorgelegt – selbst im gerichtlichen Verfahren nicht.
Wegen der gefährlichen Spannungsrisskorrosion, die in Neckarwestheim auftritt, ist das Risswachstum dort nicht vorhersehbar. Das hat die vom Bundesumweltministerium berufene Reaktorsicherheitskommission Ende 2019 explizit bestätigt. Wenn die Stuttgarter Atomaufsicht dies weiterhin ignoriert, muss die Bundesatomaufsicht eingreifen, um die Bevölkerung zu schützen, und das AKW Neckarwestheim vom Netz nehmen.“