Wie weiter mit dem Deister?

Das Steinhuder Meer als Vorbild für den Deister? Im einzigen Naturpark der Region Hannover genießen Umweltbildung und Umweltkommunikation einen hohen Stellenwert. Neben zwei festen Infozentren bringen Park-Ranger den Besucherinnen und Besuchern die dortige Flora und Fauna auf Führungen nahe, übernehmen aber zudem Ordnungsaufgaben. Jetzt sollen auch die „Entwicklungspotenziale des Natur- und Naherholungsraumes Deister“ auf den Prüfstand kommen.

Gemeinsam mit dem „Runden Tisch Deister“ will die Region Hannover konkrete Maßnahmen umsetzen. Dazu könnten die Einrichtung eines Waldinformationszentrums, der Einsatz von Deister-Rangern, Programme zur natürlichen Walderneuerung sowie eine Steuerung des Mountain-Biking gehören. Über die Vergabe einer Machbarkeitsstudie berät am 09. März 2021 erstmals der Umweltausschuss der Region Hannover.

„Neben dem Steinhuder Meer ist der Deister der wichtigste und bekannteste Natur- und Erholungsraum in der Region Hannover und eine bedeutende touristische Destination“, so Christine Karasch, Umweltdezernentin der Region Hannover: Aber Hannovers Hausgebirge stehe unter Druck durch die konkurrierenden Nutzungsinteressen, die besser abzustimmen seien: „Der Deister hat eine große Bedeutung für die Freizeit, für den Sport, für Erlebnisse unter freiem Himmel; auf der anderen Seite stehen die berechtigten Interessen des Naturschutzes, der Forstwirtschaft und der Trinkwassergewinnung.“ Durch Corona haben sich diese Nutzungskonflikte verschärft.

Problem Mountain-Biking Die Einrichtung von drei legalen Trails hat nicht dazu geführt, den Radsport auf wenige, geeignete Areale zu konzentrieren, lautet eine weitere Feststellung angesichts zahlreicher illegal geschaffener und genutzter Abfahrten. „Wir brauchen eine Zonierung mit Steuerungswirkung“, so die Umweltdezernentin: „Es bleibt anzuer­kennen, dass die Ausübung dieser Sportart auch eine touristische Komponente hat, die für die anliegenden Städte und Gemeinden durchaus Entwicklungspotenzial bietet. Mir geht es daher nicht um ein Entweder-Oder, sondern um eine bessere Abstimmung der konkurrierenden Nutzungen und das nachhaltige Ausrichten des Deisters als Natur- und Erholungsraum in der Region Hannover sowie seiner touristischen Potenziale.“

So soll das geplante Waldinfozentrums mit seinem Beratungs-, Bildungs- und Informationsangebot auch als außerschulischer Lern- und Bildungsort und Anlaufstelle für Naher­holende fungieren. Angebunden werden könnten auch Projekte zur Entwicklung zu klima­resistenten und naturnahen Waldflächen in Kooperation mit Privatwaldeigentümerinnen und -eigentümern. Damit knüpft die Machbarkeitsstudie auch an den von der Regionsversammlung beschlossenen Antrag „Klima in Not“ an. Dort heißt es: „Der Wald als Klimaschutzfaktor soll eine stärkere Stellung bekommen. So soll ein Förderprogramm zum klimafreundlichen Aufforsten von Waldflächen eingerichtet werden. Begleitet werden sollen diese Maßnahmen durch waldökologische Beratungsangebote, die durch die Region Hannover zur Verfügung gestellt werden.“

Langfristig soll geprüft werden, ob auch der Deister zu einem Naturpark entwickelt werden kann. „Wie die Erfahrung am Steinhuder Meer zeigt, kann dies eine starke Marke zur besseren touristischen Entwicklung sein, gleichzeitig aber auch den Kooperations-gedanken der Anlieger deutlich stärken“, so Frau Karasch. Als mildeste Organisationsstufe wäre die Einstufung als Naturpark auch nicht mit Einschränkungen für die Forstwirtschaft verbunden. In Deutschland gibt es 105 Naturparke, davon 14 in Niedersachsen. Sie stehen für Naturschutz, Umweltbildung, Erholung und Regionalentwicklung.

Der Untersuchungsrahmen der Machbarkeitsstudie „Entwicklungspotentiale des Natur- und Naherholungsraumes Deister“ soll noch in diesem Jahr festgelegt werden. Die Ausschreibung erfolgt 2022. Die Regionsverwaltung rechnet mit Aufwendungen in Höhe von bis zu 150.000 Euro.