Der nds. Umweltminister Lies zum Suchprozess nach atomarem Endlager

Mit „wichtigen und hilfreichen Erkenntnissen“ für den deutschen Suchprozess nach einem Endlager für Atommüll ist Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies am (heutigen) Freitag von einer dreitägigen Delegationsreise aus Frankreich zurückgekehrt. Der Minister hatte sich dort über die Einlagerung radioaktiver Abfälle im Tongestein informiert. Bislang habe man sich in Deutschland auf Salz als Wirtsgestein konzentriert. „Das greift aber zu kurz“, so Lies, „es muss – wie in Finnland – auch Kristallin und – wie in Frankreich – auch Tongestein gleichermaßen berücksichtigt werden. Umso wichtiger war es für mich, gemeinsam mit den Teilnehmern nachzufragen und anzusehen, wie die Endlagerung in unterschiedlichen Wirtsgesteinen aussehen kann – letztes Jahr in Finnland und jetzt in Frankreich.“ Im Herbst möchte sich der Minister auch in der Schweiz über die dortige Einlagerung radioaktiver Abfälle im Tongestein informieren.

„Bei uns kommt der Endlager-Suchprozess im Herbst in die erste entscheidende Phase“, so Lies. Ende des Jahres sollen die ersten Karten vorliegen, die aufzeigen werden, in welchen Regionen grundsätzlich mögliche Standorte für ein atomares Endlager liegen. „Das heißt, wir werden auch bei uns in Niedersachsen eine Diskussion bekommen – vor allem in den dann benannten Regionen“, so der Umweltminister.

Frankreich hat sich bewusst für Tongestein entschieden. Beim Start des Auswahlprozesses im Jahr 1994 haben sich sogar rund 30 Departements bzw. Regionen als Standort beworben, ein in Deutschland nicht vorstellbarer Schritt. Die Sorge ist vielmehr, dass es weiter zu grundsätzlich Ablehnungen in Deutschland kommen könnte. Das darf aber nur auf wissenschaftlicher Basis erfolgen. „Es kommt eben nicht nur Salz als Wirtsgestein in Frage. Klar ist für mich nach dem Besuch in Frankreich: Ton ist ein geeignetes Material für ein Endlager, so die Formation des Tons entsprechend geeignet ist“, so Lies. „Das heißt für uns: Wir müssen auch in Deutschland entsprechende Regionen mit Tongestein prüfen, ob dort ein Standort möglich ist.“

Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg, so Lies. „Denn es mangelt uns an grundlegenden Erkenntnissen, in welcher Form in Ton eingelagert werden könnte, wie die Konstruktion des Endlagers überhaupt aussehen müsste und wie die Endlagerbehälter aussehen müssten.“ Daher müsse die Expertise der anderen Länder (Frankreich, Finnland und Schweiz) genutzt werden. „Wir dürfen keine Zeit verlieren und müssen zeitnah darauf aufbauend eigene wissenschaftliche Expertisen generieren, um eine wirklich tragfähige Bewertung vornehmen und am Ende einen geeigneten Standort für ein deutsches Endlager festlegen zu können“, so der Umweltminister.

Darüber hinaus brauche es den „sozialen Dialog“, so Lies. „In Frankreich hat man intensiv dafür gesorgt, dass die Zivilgesellschaft zusammengebracht und den Betroffenen in den Regionen die Chance zur Beteiligung und zum Austausch geboten wird.“ In dem in Deutschland bevorstehenden transparenten Suchprozess müsse deutlich gemacht werden, dass es  keinerlei Vorentscheidung für ein Wirtsgestein und schon gar nicht für einen Standort gefallen sei. „Wir werden die Menschen mitnehmen“, so Lies. „Und wir müssen heute schon an den Zeitpunkte der Entscheidung denken. Die Standortsuche darf am Ende nicht daran scheitern, dass wir uns am Anfang des ganzen Prozesses nicht um alle bemüht und alle notwendigen Informationen zusammengetragen und bereitgestellt haben. Wenn wir in 15 Jahren scheitern und keinen Standort festgelegt haben, ist das eine Belastung für nachfolgende Generationen, die wir nicht verantworten können und dürfen.“