Zur Einführung: Wer dicht am Diabetes liegt, muss sich möglichst zuckerfrei ernähren. Dabei hat er es schwer in Deutschland, wo die Lebensmittelhersteller ungehemmt Zucker verwenden dürfen. Dies geschieht offensichtlich, weil gezuckerte Lebensmittel zunächst gefälliger als die der Konkurrenz schmecken, diese zieht aber bald nach und schon ist ein ‚Zucker-Wettrüsten‘ im Gange. Dazu ist Zucker relativ billig, zuckerartige Ersatzstoffe (z.B. Fructose) noch billiger. Lebensmittel werden gewissermaßen also obendrein ‚verdünnt‘. Die Menschen leiden an Übergewicht, insbesondere Kinder werden in einen Teufelskreis hinein gezogen, aus dem sie sich als Erwachsene nur schwer werden befreien können…
Sich dem als Verbraucher zu widersetzen fällt schwer, denn es ist lästig im Supermarkt die „Nährwert“- und Zutatenlisten auf den Produkten ausfindig zu machen und zu vergleichen – zumal die Schrift auf den Verpackungen bewusst klein und teilweise auch unübersichtlich gehalten ist. – Die Lebensmittelampel könnte evtl. eine Erleichterung bringen – wenn diese nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgestattet wird und die Grenzwerte allgemein verbindlich und eher streng definiert werden. Unsere Ernährungs- und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) setzt jedoch auf freiwillige Maßnahmen der Industrie, was nach bisherigen Erfahrungen eher irreführende Kennzeichnungen nach sich ziehen würde (vgl. auch www.foodwatch.org).
Dieses Ansinnen hält die Deutsche Diabetes Gesellschaft für nicht zielführend und lehnt eine Beteiligung an diesen Alibi-Veranstaltungen ab, wie eine Pressemeldung von heute (12.2.2018) zeigt:
Deutsche Diabetes Gesellschaft lehnt Teilnahme am Begleitgremium zur Nationalen Reduktionsstrategie ab
Gremium ist praktisch wirkungslos: Wissenschaftliche Erkenntnisse werden in den konkreten Reduktionszielen kaum berücksichtigt
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft DDG sagt eine Teilnahme am Begleitgremium zur Nationalen Reduktionsstrategie für Zucker, Fett und Salz ab. Das gab die Fachgesellschaft anlässlich der ersten Sitzung des Gremiums heute im Ernährungsministerium bekannt. „In seiner jetzigen Form hat die Wissenschaft in dem Gremium praktisch keinen Einfluss auf die Formulierung konkreter Reduktionsziele“, sagt DDG-Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, „bisher bleiben diese weit hinter dem zurück, was aus wissenschaftlicher Sicht notwendig wäre, um den Anstieg von Übergewicht und Diabetes in Deutschland zu stoppen.“ Der deutsche Sonderweg, eine Reduktion nur freiwillig und im Konsens mit der Industrie zu erreichen, muss bereits jetzt als gescheitert angesehen werden.
Die DDG ist aber weiterhin zu einem konstruktiven Dialog mit dem Ernährungsministerium bereit, beispielsweise über eine für alle Bevölkerungsgruppen verständliche Lebensmittelkennzeichnung oder den Schutz von Kindern vor Werbung für ungesunde Produkte. „Wir erwarten, dass hier der Schutz der Gesundheit Vorrang hat vor den wirtschaftlichen Interessen der Lebensmittelindustrie“, sagt DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. „Wenn Frau Klöckner wirklich die gesunde Wahl zur leichten Wahl machen möchte, muss sie auch die entsprechenden Maßnahmen umsetzen.“