Niedersachsen unterstützt „Nachhaltige Schülergenossenschaften“ auch in Zukunft

In Niedersachsen sollen auch zukünftig Nachhaltige Schülergenossenschaften mit Unterstützung des Landes gegründet werden. Eine entsprechende Kooperation haben Kultusminister Grant Hendrik Tonne, der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen und der Genossenschaftsverband Weser-Ems am Montag, 26. November, in Hannover gemeinsam unterschrieben. Verlängert wurde die Kooperation nun bis Jahresende 2022.

„Das Projekt Nachhaltige Schülergenossenschaften hat sich einerseits seit seinem Start im Jahr 2006 als wertvolles pädagogisches Modell bewährt und andererseits sehr gut weiterentwickelt. Die Schülerinnen und Schüler lernen verantwortungsbewusst und eigenständig zu wirtschaften und das bereits in jungen Jahren“, sagte Minister Tonne während der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung. Er stellte vor allem heraus, dass in einer Genossenschaft die Gemeinschaft, der Mensch und die gesellschaftliche Teilhabe vorn anstehen und nicht der Gewinn oder die Dividende. Das Land Niedersachsen unterstützt die Gründung von Nachhaltigen Schülergenossenschaften seit 2006.

In Niedersachsen wurde in den vergangenen Jahren ein Netzwerk für Nachhaltige Schülergenossenschaften an allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen etabliert. Derzeit gibt es 70 Nachhaltige Schülergenossenschaften.

„Das Projekt der Nachhaltigen Schülergenossenschaften zeichnet sich im Gegensatz zu herkömmlichen Schülerfirmen insbesondere durch die enge Begleitung durch regionale Partnergenossenschaften aus“, betonte Verbandsdirektor Johannes Freundlieb, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems, die Bedeutung der Verzahnung von Schulunterricht und Praxis. „Die Partnergenossenschaft steht der Schülergenossenschaft rund um die Unternehmensform und die Geschäftsführung als Ansprechpartner zur Seite. In der Regel werden die Schülergenossenschaften durch ihre Partner sogar durch die Übernahme eines Aufsichtsratsmandats aktiv im Tagesgeschäft unterstützt.“ Des Weiteren ist sich Freundlieb sicher, dass sich eine aktive Teilnahme der Schülerinnen und Schüler für ihre persönliche Zukunft in jedem Fall auszahlen wird, wenn es um die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz geht: „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren auch nach ihrer Schulzeit für das Berufsleben in hohem Maße von ihrem Engagement in Nachhaltigen Schülergenossenschaften“, fasste er diesbezüglich zusammen.

Für Siegfried Mehring, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbandes, sind Schülergenossenschaften „eine wertvolle Erfahrung für unsere Fachkräfte von morgen. Sie erleben etwas, was sonst nur im späteren Arbeitsleben möglich ist: eine eigene Firma zu gründen, diese zu führen, selbst Produkte oder Dienstleistungen anzubieten und auch deren Preise zu kalkulieren.“ Dabei scheint das Spektrum schier grenzenlos: von Schul-Imkereien über Ökostrom-Vertrieb bis hin zu Fair-Trade-Pausensnacks. Die Produkte und Dienstleistungen werden sowohl schulintern als auch extern angeboten und verkauft. Zudem werden „Teamgeist, Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler gefördert“, erklärte Mehring die Vorteile der Schülergenossenschaften. So können die Jugendlichen gemeinsam Großes leisten: nachhaltig, sozial, verantwortungsbewusst und dabei entdecken, was sie alle verbindet. Damit haben die kleinen Ableger viel gemein mit den sonst bekannten Genossenschaften wie Volksbanken oder Landwirtschaftsbetrieben.

Schülerfirmen sind besondere Unterrichtsprojekte, in denen die Schülerinnen und Schüler eigenständig agieren können. Die Lehrkraft nimmt hier zunehmend eine Moderatorenrolle ein. Die Verantwortung für die Schülerfirma wird von Anfang an weitgehend an die Jugendlichen abgegeben, die später selbstständig Entscheidungen treffen. Die Schülerinnen und Schüler lernen durch die Tätigkeit in einer Nachhaltigen Schülerfirma verschiedene Bereiche der Berufs- und Arbeitswelt kennen und kooperieren auch mit realen Unternehmen. Bei den Schülergenossenschaften bekommen sie zudem fachliche Unterstützung von ihrer Partnergenossenschaft.

Niedersachsen war das erste Bundesland, das die Idee der Nachhaltigen Schülergenossenschaften umgesetzt hat. Inzwischen wurde es als „Blaupause“ von anderen Bundesländern übernommen. Die Genossenschaftsverbände unterstützen die Gründung von Schülergenossenschaften pädagogisch und fachlich mit einem eigenen Projektteam.