
Dieser OFARIN-Bericht ist überfällig. Der Februar hat viel zu wenige Tage. Das bringt einen arbeitsscheuen Menschen wie mich jedes Jahr in Schwierigkeiten. Diesmal kommt hinzu, dass das, was ich aus Afghanistan seriös berichten kann, nicht viel hergibt.
Geld, das wir von unserer Bank in Deutschland auf unser Konto bei der Azizi-Bank in Kabul schicken, geht über mehrere Zwischenbanken. Eine davon kontrolliert im Auftrag der EU, ob es sich bei Überweisungen um Geldwäsche handelt und ob nicht das überwiesene Geld bei einer Person landet, die auf einer Liste von Terroristen steht. So wurde Geld, das wir im Oktober abgeschickt hatten, im Januar freigegeben. Seitdem wurden Sendungen noch nicht wieder unterbrochen.
Solche Eingriffe verursachen Chaos und Misstrauen. Die Aufräumarbeiten sind noch nicht abgeschlossen. Unsere Klassen konnten mit Holz versorgt und geheizt werden. Die Lehrkräfte bekamen zunächst nur einen Monatslohn und erhalten jetzt allmählich das Geld, das Ihnen zusteht. In Khost wurden fast 600 Männer, die im Bezirk Dzadzi Maidan 40.500 Gruben ausgehoben hatten, entlohnt. Die Menschen haben es eilig, denn in wenigen Tagen beginnt der Fastenmonat. Da wollen sie abends nicht auch noch hungern. Die Setzlinge für die Nussbäume sind noch nicht gekauft. Das muss jetzt schnell geschehen. In Kabul konnten die Schüler, bei denen die Prüfung der Augen Defizite aufgezeigt hatte, mit Brillen versorgt werden. Sogar drei Operationen wurden durchgeführt.
Der Machtkampf unter den Taliban scheint sich zuzuspitzen. Haibatullah, der Emir, hat seit seiner Amtsübernahme die Ausbildung und Berufstätigkeit von Frauen und Mädchen praktisch unterbunden und die Arbeit von Hilfsorganisationen stark eingeschränkt. Es gibt aber unter den Taliban, auch unter Ihrem Spitzenpersonal, eine Mehrheit, die Afghanistan modernisieren und in ein harmonisches Zusammenleben mit anderen Völkern führen will. Bisher hatten diese modern eingestellten Taliban dem Emir nicht öffentlich widersprochen, vermutlich weil sie fürchten, dass eine offene Auseinandersetzung zum Zerfall ihrer Bewegung und zu Bürgerkrieg und ausländischer Einmischung führt. Doch in den letzten Wochen formulieren führende Taliban ihre Ziele und ihre Unzufriedenheit mit der offiziellen Politik öffentlich. Für einen Außenstehenden ist es schwer, die Entwicklung einzuschätzen und auch nicht opportun, das öffentlich zu tun. Man kann Afghanistan und seinen Menschen nur alles Gute wünschen.
Übrigens veranstaltet der Weltladen Würzburg und das Komitee Würzburger Friedenspreis zusammen mit OFARIN am 10. März um 19:00 Uhr im Weltladen Würzburg, Plattnerstr. 14, einen Afghanistan-Abend, bei dem wir über unsere Arbeit berichten.
Herzliche Grüße,
Peter Schwittek