1. Was kann ich wissen?

Die Eule war der griechischen Göttin Athene, der Göttin der Weisheit und der Stadtgöttin Athens, heilig.

Was kann ich wissen? – Diese Frage soll am Anfang unseres kleinen Philosophie-Kurses stehen, den ich in den nächsten Wochen im LeineBlick erscheinen lassen will. Es wird ein Kurs für interessierte Laien sein. Aber in späteren Folgen werde ich Inhalte aus früheren Folgen voraussetzen. Die Folgen bauen also aufeinander auf.

Diese Artikel-Reihe ist übrigens vor ein paar Jahren schon einmal erschienen, dann aber verloren gegangen.

Natürlich kann stets jeder ’seine eigene Meinung‘ haben, aber Philosophie ist mehr als nur zu meinen und zu empfinden. Es gibt da ein paar sehr interessante Inhalte, die meist in der Vergangenheit, ja oft schon in der Antike, gedacht worden sind und die nach und nach zu Bestandteilen unseres heutigen abendländischen Denkens geworden sind, ohne dass wir uns dessen ständig bewusst wären. – Als unbewusste Inhalte aber gehen diese Erkenntnisse des Abendlandes auch wieder verloren und das macht uns alle dümmer. – Dem wollen wir hier gemeinsam ein wenig entgegen wirken…

Aber im Ernst: Jede Epoche sieht die Welt in einem bestimmten Blickwinkel, durch jeweils eine eigene ‚Brille‘: Mal gilt es Gott zu huldigen, mal dem König, mal dem Nationalstaat und mal dem ‚Fortschritt‘. In den 60iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stand – wohl mehr als heute – die Wissenschaft hoch im Kurs – man denke z.B. nur an die Flüge zum Mond. Das ist latent immer noch so und tritt immer mal wieder mehr oder weniger optimistisch zu Tage. Dennoch denke ich, dass mittlerweile in der westlichen Welt zunächst ‚Unterhaltung‘, „Entertainment“, der „Event“ und schließlich virtuelle Realitäten zu Momenten unseres Alltags geworden sind. Sie sind Ausdruck und Folge unserer uns all und überall umfassenden Medien, denen wir weder entfliehen können und wirklich entfliehen mögen. Gegen die Konzentration (auf das Wesentliche?) steht die allumfassende Zerstreuung.

Einen gewissen Wendepunkt hin zum Denken unterschiedlicher Realitäten markierte sicherlich auch der Film Matrix im Jahre 1999.

2017 spricht die Pressesprecherin des damals neu gewählten US-Präsidenten ernsthaft von „alternativen Fakten“. Wirklichkeit schien in jenen und den folgenden Jahren ein beliebig formbares Medium zu werden….

– Keine Angst, das Pendel wird auch wieder in anderer Richtung ausschlagen und man wird uns auch wieder vorschreiben wollen, wie und was wir im Einzelnen zu denken haben. – Gibt es dafür nicht aus den unterschiedlichsten Himmelsrichtungen schon genug Zeichen am Horizont? Religiöser Fanatismus der unterschiedlichsten Art z.B. schien vor 40 Jahren jedenfalls auf der Welt eher abzunehmen. – Nimmt der Fanatismus jetzt wieder zu?

Aber ich will hier keine eigenen Theorien aufstellen, ich will in diesem Kurs an einigen Beispielen aus der Philosophiegeschichte aufzeigen, wie sehr unser Denken und damit unsere Wirklichkeit auf Voraussetzungen beruht. Im Zentrum wird unser großer deutscher, oder besser europäischer Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) mit seiner ‚Kritik der reinen Vernunft‘ (1781) stehen. In diesem Werk hat er die Philosophie in gewisser Weise gleichzeitig auf einen Höhepunkt getrieben und ihren Niedergang eingeleitet, indem er ihre Grenzen aufzeigte… Seine entscheidende Frage war dabei: Was können wir wissen?

In der nächsten Woche werden wir beginnen diese Frage inhaltlich zu behandeln. Mit René Descartes untersuchen wir dann erst einmal ‚Woran man zweifeln kann‘.

Die nächste Folge erscheint am Freitag, 19.3.21, um 15.00 Uhr.

______________________________________

Überblick über alle 10 Folgen:

  1. Was kann ich wissen?
  2. Woran man zweifeln kann
  3. Ich denke also bin ich
  4. Das Subjekt ist sich seiner selbst bewusst, das Objekt ist ungewiss
  5. Können wir das Denken erklären? – Ein kurzer Blick auf Leibniz, ein Ausblick auf Kant
  6. Wo ist Zeit? – Was ist Zeit? – Grundgedanken aus Einsteins Relativitätstheorie
  7. Kant: Raum und Zeit als ‚Formen der Anschauung‘
  8. „Das Ding an sich ist nicht erkennbar.“
  9. Kausalität – und: Randbemerkung für Interessierte (zu den Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft)
  10. Von der ursprünglich-synthetischen Einheit der Apperzeption. – Und Schluss.