Erkundungsbohrung zur möglichen Erdwärmeversorgung für Garbsener Neubaugebiet „An den Eichen“

Kann das geplante Wohnquartier „An den Eichen“ im Garbsener Stadtteil Berenbostel durch ein „kaltes“ Nahwärmenetz mit Geothermie versorgt werden? Aufschluss soll eine Erkundungsbohrung geben und darauf basierend ein geologisches Gutachten. Die Region Hannover beteiligt sich über ihre Klimaschutzleitstelle an den anfallenden Kosten von geschätzt 30.000 Euro mit maximal 15.000 Euro.

Gefördert wird das Pilotprojekt im Rahmen des Handlungsschwerpunktes „Kommunale Wärmeplanung“.  Aus den Untersuchungen soll die exakte Umsetzung des Wärmenetzes hervorgehen, die optimale Länge der Erdsonden sowie die Dimensionierung des Erdsondenfeldes. „Wir sind gespannt auf die Ergebnisse der Probebohrungen. Ich bin zuversichtlich, dass der Rat der Stadt Garbsen auf dieser Grundlage die richtige Entscheidung trifft“, sagt Bürgermeister Christian Grahl.

Die Stadt Garbsen plant in Berenbostel auf ca. 24 Hektar die Entwicklung von rund 1.200 Wohneinheiten. Derzeit befindet sich der erste Bauabschnitt mit einer Fläche von 10,3 Hektar in der konkreten Planung. Für das Quartier „An den Eichen“ wurde ein Quartiers­wärme­ver­sorgungs­konzept in Auftrag gegeben. Aus der von der Region Hannover ebenfalls mit 15.000 Euro geförderten Machbarkeitsstudie geht die Empfehlung einer zentralen Versorgung des Gesamtgebiets über ein kaltes Nahwärmenetz mit oberflächennaher Geothermie hervor. Ausschlaggebend waren klimaökologische, technische und wirtschaftliche Gründe.

Für Christine Karasch, Umweltdezernentin der Region Hannover, ist das Garbsener Vorhaben ein „nachhaltiges Vorzeigeprojekt, das über die Region Hannover hinaus wahrgenommen werden wird.“ Das angestrebte kalte Wärmenetz mit Erdsonden zwischen 100 und 250 Metern Tiefe gehe deutlich über die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes hinaus. „Wir betrachten das Projekt auch deshalb als Piloten, weil das für die Geothermie erforderliche Sondenfeld als multifunktionale Grünanlage so gestaltet werden kann, das es auch der Klimaanpassung dient – zum Beispiel als Regenwasserrückhalt und auch zur Verbesserung von Mikroklima und Luftqualität im Wohnviertel“, so die Dezernentin.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen einem kalten und einem konventionellen Nahwärmenetz, umgangssprachlich „Fernwärme“, bestehen in der Betriebsart und der Temperatur. Im heißen Netz wird Wasser mit Temperaturen von 70-90 Grad als Transportmedium genutzt, das oft unter der Verwendung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Gas erwärmt wird. Trotz starker Dämmung entsteht auf dem Transportweg zum Endverbraucher zudem ein erheblicher Energieverlust.

Beim Betrieb eines kalten Netzes (unter 20 Grad) kommt eine frostbeständige Sole zum Einsatz, die, wie in Berenbostel geplant, durch Erdwärme auf eine konstante Temperatur gebracht wird. Die Energie der Sole wird dann in den zu beheizenden Gebäuden mithilfe von Wärmepumpen entzogen. Wird der zum Betrieb benötigte Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen, ist das kalte Nahwärmenetz zu 100 Prozent CO2-frei. Christine Karasch: „Der Wärmesektor ist der größte Energieverbrauchsposten und mitentscheidend für die Klimabilanz. Eine Senkung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe ist auch hier unerlässlich, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen.“