Der Thriller zum Wetter: Wolf Harlander, 42 Grad

Klappentext: Deutschland freut sich über den neuen Jahrtausendsommer. Dauersonnenschein sorgt für volle Freibäder. Einzig Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen davor, dass die Hitze sich kurzfristig verschärfen wird. Niemand nimmt sie ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten und Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf die Suche nach der wichtigsten Ressource der Welt. Während um sie herum die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa verzweifelt, die Katastrophe aufzuhalten – und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen …

Ich habe den Thriller jetzt fast bis zum Ende gelesen. Ihn aus der Hand zu legen fällt schwer – es sei denn: Man hält die Vorstellung der dramatischen Konsequenzen des Wassermangels für die beschriebenen Personen nicht aus. – Aber das mag auch an unseren momentanen Temperaturen liegen, die den Text noch erlebbarer machen.

Weshalb ich das Buch hier erwähne, ist aber weniger die zugrunde liegende durchaus spannende Unterhaltung, sondern die gut recherchierten Informationen dazu, dass wir hier im mittleren Europa kaum auf die unmerklich umsich greifende und immer tiefer gehende Dürre vorbereitet sind. Trinkwasser wird gerade in der heißen Jahreszeit schnell gedankenlos verschwendet. – Wo es dann aber fehlt, löst es Katastrophen aus, denen wir kaum etwas entgegen setzen können, denn, so Harlander auf S.522f des Buches, in „Deutschland sind die Behörden und Politiker nicht wirklich auf einen Wassermangel vorbereitet. Das fängt schon mit den unterschiedlichen Zuständigkeiten an: (…) Daher sind umständliche Abstimmungsprozesse nötig.  (…) Wie hilflos die Verantwortlichen sind, haben in der jüngsten Vergangenheit die großflächigen Waldbrände gezeigt (…) Und nach wie vor gibt es keine übergreifenden Notfallkonzepte, falls die Wasserversorgung ausfallen sollte. (…) Wenn das Trinkwasser knapp wird, haben wir nur wenige Tage um einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes zu entgehen.“

(…)

Frage (S.553): „Sie sind von Haus aus Journalist“ , Herr Harlander, „haben für Wirtschaftsmagazine geschrieben. Hat Ihnen das bei der Recherche geholfen?

Harlander: Ich habe mich etwa ein Jahr vor Beginn des Manusskripts  mit dem Thema beschäftigt, systematisch Fakten gesammelt und offizielle Verlautbarungen, Konzepte und Studien durchforstet. Was mich am Ende selbst überrascht und erschreckt hat: wie nahe die Fakten bereits an der Fiktion sind. Fast alle Informationen zum Thema Wasser und Hitze in dem Roman sind nicht erfunden, sondern stammen aus der Wirklichkeit.“

  • Das Buch von Wolf Harlander hat 524 Seiteiten, kostet 15 Euro und ist im Juli 2020 im Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg erschienen.
  • ISBN: 978-3-499-00046-1

Hier finden Sie eine Leseprobe.