Planlose Geisterfahrt oder bewusste Heuchelei?

Leider ist es in der Politik nicht immer leicht das was gesagt wird von dem zu unterscheiden, was tatsächlich angestrebt wird. Das jüngste Beispiel hierfür ist die aktuelle Klimapolitik der Bundesregierung. Ein Kommentar der Mitteldeutschen Zeitung hat es z.B. kurz als „Lächerlich.“ charakterisiert. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich halte die undifferenzierte Förderung von Elektroautos z.B. für undurchdacht. Im Nahbereich beim Lieferverkehr mit Tagesstrecken von bis zu 100 km sind solche Wagen die Lösung, wie man es gut beim E-Scooter der Post beobachten kann. Umd wer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat und damit zumindest während der hellen Jahreszeit die Autobatterie seines kleinen E-Autos aufladen kann, kann auch als Privatperson zur deutlichen CO2 -Reduzierung beitragen, denn auch anfallendes CO2 bei der Produktion von Batterien eines Kleinwagens hat sich nach relativ kurzer Zeit amortisiert. Ob aber die finanzielle Förderung von Elektroautos für längere Strecken mit großer, schwerer Batterie wirklich der CO2-Reduzierung dient, bezweifele ich mittlerweile. Hier kommt der Verdacht auf, dass die geplanten Prämien eher eine Subvention einer Automobilindustrie mit Imageschaden sein könnten.

Aber dieser Tage tut sich ein noch gravierenderer Hinweis dafür auf, dass die Umweltpolitik der Bundesregierung entweder völlig undurchdacht oder pure Heuchelei ist: Ich rede von Altmaiers ‚Abstandsgesetz‘ und seinem Plan Windanlagenbetreiber an den Netzausbaukosten zu beteiligen.

– Offensichtlich ist es die Absicht unseres Wirtschaftsministers, die Produktion elektrischer Energie aus Wind, der überall kostenlos zur Verfügung steht, völlig zum Erliegen zu bringen und darüber hinaus noch eine die Branche der Windanlagenhersteller platt zu machen. (Lesen Sie hierzu den Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung.)

Die alles entscheidende Frage, mit was für einem ‚Strom‘ – aus Wind oder doch aus Kohle? – Elektroautos denn fahren sollen, scheint unsere Bundesregierung eigentlich nicht zu interessierten. Unsere Kanzlerin scheint alles was mit ihrem früheren Studium (Physik) zu tun hat, völlig verdrängt zu haben. Man hätte sich so eine Frau auch als führenden Kopf einer geschickt und vorausschauend geplanten Energiewende vorstellen können…

Aber auch wir Bürger tragen ein gehöriges Maß an Verantwortung und können dazu beitragen dass das öffentliche Handeln wieder etwas mehr eines Homo sapiens würdig ist. Es gibt da ein paar zu beachtende Randbedingungen:

  • Wir haben beschlossen Kernkraftwerke nach und nach stillzulegen. Dieser Prozess dauert an, wurde – offen oder verdeckt – auch von der Wirtschaft akzeptiert und ist sehr sinnvoll. Warum? Weil wir nicht wissen wohin mit dem strahlenden Müll! – Die Wahrscheinlichkeit, dass uns ein deutsches Kernkraftwerk um die Ohren fliegt, ist deutlich geringer als z.B. bei dem in Tschernobyl, aber allein der sich immer weiter vermehrende strahlende Abfall, den wir nicht sicher aus der Welt schaffen können (vgl. auch die Asse), ist eine bodenlose Frechheit unseren Nachkommen gegenüber…
  • Kohle, Öl und auch Erdgas taugen langfristig auch nicht als Quellen für elektrische Energie, weil dadurch weit mehr CO2 in die Atmosphäre gelangt als durch Pflanzen in Kohlenstoff und Sauerstoff wieder zerlegt werden kann. Der hohe CO2-Anteil bewirkt den Treibhaus-Effekt, der die Atmosphäre in relativ hohem Tempo immer wärmer macht. Die Auswirkungen davon werden immer häufiger sichtbar: Jüngstes Beispiel dafür sind die großen Wassermassen, die in warmer Luft gelöst und transportiert werden können, so dass zur Zeit Venedig buchstäblich absäuft. …
  • Glücklicherweise konnten Wissenschaft und Technik so weit entwickelt werden, dass eine reale Chance bestünde, die bisherige Fehlentwicklung ohne großes Opfer für jede/n Einzelne/n wieder zu korrigieren, so dass die Welt wie wir sie kennen durchaus ‚gerettet‘ werden kann und wir und unsere Nachkommen auf nichts Wesentliches verzichten müssen.

Dazu gibt es aber ein paar kleine Notwendigkeiten:

    • Kein übertriebener Widerstand gegen Windkraftanlagen! Sie repräsentieren in unserer Gegend die umweltfreundlichste Art (fast kostenlose!) Energie zu ernten.
    • Kein übertriebener Widerstand gegen Suedlink! Auch wenn Manche die „dezentrale Energieversorgung“ dagegen halten, wird bei Altmaiers Abstandsgesetz nie was draus. Und in großen Mietkasernen kann sich auch nicht jeder ’ne Photovoltaikanlage aufs Dach setzen. Wir haben uns so an stets fraglos zur Verfügung stehende Energie gewöhnt, dass wir offensichtlich auch nicht mehr drüber nachdenken, dass sie auch irgendwo und irgendwie erzeugt und verteilt werden muss. – In meinen Augen ist die unterirdische Verkabelung übrigens der teuerste und möglicherweise auch Reparatur anfälligste Weg…

Zum Schluss: Wenn alle Regierungen, oder auch jeder einzelne Bürger sagt: „Naja mit meinem unbedeutenden Verhalten ändere ich ohnehin nichts, also kann ich auch den Motor laufen lassen, meinen Vorgarten zupflastern, einen neuen Stadtgeländewagen kaufen usw., wird die Geisterfahrt naturgemäß nie enden. – Wenn sich aber jeder wenigstens ein bisschen an die eigene Nase fasst (noch muss das gar nicht weh tun), machen wir dem Homo sapiens, dem ‚weisen Menschen‘, alle Ehre und sind es wert zu überleben.