Erneuerbare decken 43 Prozent der benötigten elektrischen Energie

Die Erneuerbaren Energien haben in den ersten drei Quartalen 2019 zusammen 42,9 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Das ist ein Anstieg von fast fünf Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahreszeitraum (38,1 Prozent) und ein neuer Bestwert. Im März erreichten die Erneuerbaren aufgrund des außerordentlich starken Windaufkommens sogar 52 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommen das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer ersten Auswertung. Wenn sich das Wind- und Sonnenaufkommen im vierten Quartal wie im Durchschnitt der letzten Jahre gestaltet, könnte der Erneuerbaren-Anteil im Gesamtjahr 2019 bei gut 42 Prozent liegen.

„Es ist sehr erfreulich, dass die Erneuerbaren so stark zugelegt haben und der Einsatz konventioneller Energieträger kontinuierlich zurückgeht. Die Rekordzahlen stehen jedoch im scharfen Kontrast zur dramatischen Situation beim Ausbau der Windenergie: Aufgrund fehlender Flächen und immer restriktiverer Abstandsregelungen rutschen wir in eine regelrechte Rezession. Wenn die Politik nicht endlich die Bremsen für den Ausbau der Windanlagen lockert, werden wir das 65-Prozent-Ziel krachend verfehlen“, so Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

„Für die Erreichung des 65-Prozent-Ziels benötigen wir nicht nur mehr Windenergie, sondern als zweite Säule die Photovoltaik“, sagt Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW. „Beschleunigt sich der Photovoltaikzubau nicht, wird die jüngst beschlossene Verdopplung der installierten Leistung auf 98 Gigawatt in elf Jahren nur etwa zur Hälfte erreicht. Wir brauchen deshalb ebenfalls wirksame Maßnahmen zur Steigerung des Solarstromausbaus.“

Erneuerbare überrunden Kohle
In den ersten drei Quartalen 2019 wurden insgesamt rund 183 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) el. Energie aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (in den Quartalen 1 bis 3 2018: 166,5 Mrd. kWh). Damit lagen die Erneuerbaren fast 50 Prozent über der Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle, die insgesamt rund 125 Mrd. kWh beitrugen (Q 1-3 2018: 171,1 Mrd. kWh). Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum lagen der Anteil der Erneuerbaren und jener der Kohle noch fast gleichauf. Die Stromerzeugung aus Erdgas ist hingegen um über elf Prozentpunkte auf 66 Mrd. kWh gestiegen – das ist vor allem auf den gestiegenen CO2-Preis zurückzuführen (Q1-3 2018: 59,4 Mrd. kWh).

Wind onshore war im Betrachtungszeitraum mit fast 72 Mrd. kWh weiterhin die stärkste Erneuerbaren-Quelle (Q1-3 2018: 61,4 Mrd. kWh). Den zweiten Platz belegt die Photovoltaik mit rund 41 Mrd. kWh (Q1-3 2018: 39,2 Mrd. kWh). El. Energie aus Biomasse liegt unverändert bei knapp über 33 Mrd. kWh (Q 1-3 2018: 33,4 Mrd. kWh). Wind offshore verzeichnete mit 31 Prozent den größten Zuwachs und trug in den ersten drei Quartalen des Jahres fast 17 Mrd. kWh zur Stromerzeugung bei (Q1-3 2018: 12,9 Mrd. kWh). Der Beitrag der Wasserkraft lag aufgrund der langen Trockenphase erneut auf einem geringen Niveau von rund 16 Mrd. kWh (Q1-3 2018: 14,8 Mrd. kWh).

Über das ZSW

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung auf den Gebieten Photovoltaik, regenerative Kraftstoffe, Batterietechnik und Brennstoffzellen sowie Energiesystemanalyse. An den drei ZSW-Standorten Stuttgart, Ulm und Widderstall sind derzeit rund 260 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker beschäftigt. Hinzu kommen 90 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte. Das ZSW ist Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW), einem Zusammenschluss von 13 außeruniversitären, wirtschaftsnahen Forschungsinstituten.