OFARIN-Rundbrief vom 26.9.19

Liebe Freunde,

bei OFARIN kehrt langsam Ordnung ein. Meine Frau Anne Marie und ich werden ab Oktober wieder in Afghanistan sein. In Kabul scheint aber auch ohne uns nichts aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Martin Gerner, ein befreundeter Journalist, war in Kabul und hat in OFARINs Büro gelebt. Er war beeindruckt, wie ernsthaft OFARINs Belegschaft ihre Pflichten erfüllt. Martin ermunterte mich, Ihnen Mitarbeiter von OFARIN vorzustellen.

Was hat Martin Gerner nach Kabul getrieben? Martin ist Cineast. Er hat schon in Afghanistan gefilmt und in Deutschland und Europa  Veranstaltungen organisiert, auf denen afghanische Filme gezeigt wurden. In Afghanistan gibt es eine lebendige Szene von Filmschaffenden. Die hatten in Afghanistan ein Filmfestival organisiert und Martin eingeladen, als Juror daran teilzunehmen. Martin kam und war angetan von Durchführung und Verlauf der Veranstaltung.

Dazu eine dumme Frage: Konnten Sie sich bis vorhin vorstellen, dass es im August 2019 in Afghanistan ein Filmfestival gab?

OFARIN hat begonnen sich durch Kurzmitteilungen um öffentliche Aufmerksamkeit zu bemühen. Etwa zweimal in der Woche versenden wir kurze Texte und Bilder über uns mit Instagram und Facebook. Die Kurzmitteilungen verbreiten sich über „Friends“ und „Likes“ schnell. Wir hoffen, dass bei einigen der vielen, an denen unsere Meldungen vorbeirauschen, auch etwas haken bleibt. In den Kurzmitteilungen können wir auch Mitarbeiter von OFARIN vorstellen, wie es Martin Gerner empfohlen hat.

Die Suche nach Aufmerksamkeit ist unserer sehr angespannten Kassenlage geschuldet. Bisher haben wir keinen institutionellen Geldgeber gefunden, der einen großen Teil von OFARINs Arbeit finanziert. Ein solcher Geldgeber war für uns Misereor. Und dann … ? Die Abhängigkeit von einem oder wenigen Geldgebern ist nicht ohne Risiko. Wenn eine ausreichende Zahl von Privatspendern für die Einnahmen sorgt, werden diese etwas schwanken. Aber ein plötzlicher Absturz ist bei einer breiten Unterstützung unwahrscheinlich.

Spender geben uns mit ihrem Geld auch Vertrauen. Ein institutioneller Geldgeber hat dagegen gewisse Möglichkeiten der Kontrolle, insbesondere der finanziellen Abläufe. Ich will hier nicht Kontrolle gegen Vertrauen ausspielen, denn das ist inhaltlich nicht gerechtfertigt. Die Kontrolle durch die wenigen Manager, die bei großen Geldgebern für einzelne Partner, wie OFARIN, zuständig sind, kann nur sehr locker sein. Ohne Vertrauen geht auch hier nichts. OFARINs Sympathisanten erfahren ja auch über unser Tun – durch Rundbriefe, durch die Homepage und jetzt auch durch die Kurzmitteilungen. Außerdem können Sie uns alle Fragen stellen, die sich Ihnen aufdrängen.

Von einer ausreichenden Anzahl von Spendern wird weiter oben nur in der Theorie gesprochen. Unsere Realität sieht leider anders aus. Dabei haben wir ein wunderbares Programm, das viel zur Verbesserung des afghanischen Schulwesens beitragen kann und dass geeignet ist, Optimismus und Aufbruchstimmung zu erzeugen. Menschen, die von OFARINs Arbeit erfahren haben, sehen das so und unterstützen uns deshalb. Wenn weitere Menschen von OFARIN erführen, würden sicher einige davon so handeln, wie die bisherigen Unterstützer. Deshalb drängen sich die Kurzmitteilungen auf. Aber wir haben noch keine Erfahrungen. Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand, der durch das Internet surft, sich ausgerechnet über OFARIN informiert?

Ein anderer Weg, den Kreis unserer Sympathisanten zu erweitern, führt über Sie. Bitte, machen Sie Freunde und Bekannte auf OFARIN aufmerksam! Es wäre doch gelacht, wenn andere Menschen keine Sympathien für OFARIN hätten. Ein Programm, das von der Mitarbeit und Unterstützung vieler Menschen lebt, das wäre doch ein Traum.

 

Ulla Nölle

Leider muss ich Sie auch dieses Mal über das Ableben eines lieben Menschen, der sich sehr für Afghanistan eingesetzt hat, informieren. Ulla Nölle hatte 1983 das Elend in afghanischen Flüchtlingslagern in Pakistan erlebt. Sie gründete daraufhin den in Hamburg ansässigen Verein „Afghanistan Schulen“. Dieser Verein unterstützt vor allem Schulen in Andkhoi und in Mazar-e-Scharif in Nordafghanistan.

Ulla hat sich mit aller Kraft für die „Afghanistan Schulen“ eingesetzt und einen großen Kreis für die aktive Mitarbeit an ihrem Werk begeistert. Noch 2015 und 2016 besuchte sie die Projektgebiete.

Am 8. September ist Ulla im Alter von 94 Jahren gestorben. Wir trauern mit ihrer Familie und ihren Freunden und werden ihr Vorbild ehren und nicht vergessen.

Peter Schwittek.