Prof. Dr. Stephan Ruscheweyh ist tot & OFARIN braucht Geld!

Mit großer Trauer im Herzen muss ich mitteilen, dass unser Mitglied, unser lieber Freund und langjähriger Kollege Prof. Dr. Stephan Ruscheweyh, am 26.7.2019 gestorben ist. Stephan Ruscheweyh arbeitete von 1973 bis 1974 und von 1977 bis 1981 als Mathematikdozent an der Universität Kabul. Nach 2001 wurde er mehrfach vom DAAD zu befristeten Einsätzen an den Universitäten Herat, Kabul und Nagarhar entsandt. Mit seinen klaren Vorlesungen hat Stephan viel mathematisches Verständnis bei den afghanischen Studenten und beim akademischen Nachwuchs geschaffen. Besonders fähige Nachwuchswissenschaftler konnte er zur weiteren Ausbildung ins Ausland vermitteln, so dass er wesentlich dazu beigetragen hat, die Qualität der personellen Zukunft der Mathematik in Afghanistan zu sichern. Sein brillanter Unterricht und seine freundschaftliche und konstruktive Art der Zusammenarbeit mit den afghanischen Kollegen haben ihm einen legendären Ruf in der afghanischen mathematischen Gemeinde geschaffen.

Das hört sich an, als sei der Arbeitsschwerpunkt von Stephan Ruscheweyh Afghanistan gewesen. Ja, er hat viel für dieses Land getan. Er hat es geliebt. Aber er war darüber hinaus einer der bedeutendsten Mathematiker unserer Zeit. In der Funktionentheorie, einem wichtigen Teilgebiet der Mathematik, war er in der Welt führend.

1973 und 1974 hatte ich das Vergnügen in Kabul eng mit Stephan zusammen zu arbeiten. Das war eine sehr intensive Zeit, die wir dank guter gemeinsamer Abstimmung erfolgreich durchstanden. Später war ich an Stephans Lehrstuhl in Würzburg Assistent. Auch in dieser Konstellation haben wir problemlos zusammengepasst. Schließlich haben wir sogar zwei mathematische Fachartikel gemeinsam veröffentlicht, was nicht selbstverständlich war, da wir aus sehr verschiedenen mathematischen Gebieten kamen.

Die Versendung der OFARIN-Rundbriefe geschah früher von unserer Homepage aus. Dort waren die entsprechenden Adressen gespeichert. Diese Versendungen verursachten Beanstandungen. Immer wieder erhielten Abonnenten ihren Rundbrief nicht. Man kann die Adressen der Rundbriefempfänger auch als E-Mail-Liste speichern und dann die Rundbriefe als E-Mail-Anhänge dieser Adressen verschicken. Dieses Verfahren versuchten wir im Juni. Helen, die die Homepage betreut, war nicht gut drauf und wurde immer wieder krankgeschrieben. Ich selber lag im Krankenhaus. Die Adressen der Rundbriefempfänger wurden runtergeladen und die Rundbriefe wurden an diese Adressen verschickt. Es hagelte Beschwerden. Sehr viele von Ihnen hatten keinen Rundbrief erhalten. Das war kein Wunder. In der Liste der runtergeladenen E-Mails standen nur 220 Adressen. In der Homepage hatten wir noch rund 500 Adressen. Das war also schief gegangen. Wir bitten um Entschuldigung.

Danach haben wir die Adressen nochmals aus der Homepage heruntergeladen und uns genauer angesehen, was da ankam. Das sieht diesmal besser aus. Aber es wäre ein Wunder, wenn jetzt alles stimmte. Wir bitten Sie also, uns alles mitzuteilen, was noch korrigiert werden soll; vor allem, wenn Sie erfahren, dass ein Adressat immer noch keinen Rundbrief bekommt. Aber auch lästige Doppelzustellungen würden wir Ihnen in Zukunft gerne ersparen. Bitte, beschweren Sie sich!

Wenn sich jemand neu für die Rundbriefe anmelden – oder auch vom Empfang weiterer Rundbriefe abmelden will, so bitten wir bis auf weiteres darum, das schwittek@t-online mitzuteilen.

OFARINs finanzielle Lage ist im Augenblick besonders heikel. Die Hoffnung auf die Unterstützung durch eine potente Stiftung hat sich zerschlagen. Der Grund für die Ablehnung war, dass OFARIN eine im Ausland basierte Organisation sei. Mit diesem Argument werden häufig Zusammenarbeiten verhindert. Das muss man sich klarmachen: Im Land A kennt man ein bestimmtes Arbeitsgebiet nicht, könnte es aber mit Gewinn verwenden, wenn man die nötigen Kenntnisse hätte. Im Land B kennt man dieses Gebiet und wendet es erfolgreich an. Aus B machen sich Spezialisten des Wissensgebietes nach A auf und arbeiten dort fähige Leute in das Gebiet ein. Die lernen es kennen und beginnen damit, es in A anzuwenden und zu verbreiten. So und nicht anders funktioniert Entwicklungshilfe.

Genau das tut OFARIN. In Afghanistan weiß man nicht, wie man einen erfolgreichen Schulunterricht aufbauen soll. Es gibt keine afghanische Organisation oder Behörde, die das könnte. In Deutschland gibt es erfolgreichen Schulunterricht. Deutsche Fachleute kommen nach Afghanistan und bauen mit fähigen Afghanen einen erfolgreichen Schulunterricht auf. Eine solche Zusammenarbeit dürfen potentielle Geldgeber nicht unterstützen. Sie dürfen nur einheimische Organisationen dabei finanzieren, ihr Nichtwissen zu erhalten. Das ist das Gegenteil von Entwicklungshilfe.

Leider beseitigen auch noch so vernünftige Argumente – wie die meinen hier – die Marotten nicht, mit denen institutionelle Geldgeber und Großbürokratien sinnvolle Arbeit behindern oder ganz unmöglich machen. Und OFARINs prekäre Finanzlage bessern sie auch nicht. Aber das wäre bitter nötig. Wahrscheinlich werden wir OFARINs Programm noch einmal drastisch einschränken müssen. Wir können auch nicht ausschließen, dass wir eines Tages aufgeben müssen.

Sie wissen, was OFARIN kann. Wir können in Afghanistan so unterrichten, dass unsere Schüler den Stoff beherrschen. Keine andere Organisation oder Institution ist dazu in der Lage. Das schreit nach einer flächendeckenden Anwendung von OFARINs Methoden im ganzen Land. Vorerst können wir bestenfalls einige Tausend Kinder unterrichten. Doch denen und ihren Lehrern macht der Unterricht Vergnügen – und es wird etwas gelernt. Alle Beteiligten empfinden die Zusammenarbeit als fair und freundschaftlich. In den betroffenen Gemeinden entsteht Hoffnung und Selbstbewusstsein.

Die für Afghanistan einzigartigen Methoden von OFARIN sollten dazu beitragen, die vollkommen ineffizienten Unterrichtsmethoden der staatlichen Schulen zu revolutionieren. Dazu müsste OFARINs Programm wachsen und eine kritische Masse erreichen, so dass sich eine öffentliche Diskussion über Unterrichtsqualität ergeben kann, die wir gerne konstruktiv begleiten würden.

OFARIN hat ein einmaliges Programm, aber viel zu wenig Geld. Richtig große Geldgeber haben uns bisher nicht geholfen. Nur Sie und andere Freunde unterstützen uns mit Ihren Spenden. Es ist nicht angemessen, Sie um zusätzliche Unterstützung zu bitten. Sie haben uns schon geholfen. Aber warum haben Sie das getan? Sie sehen, dass unser Programm etwas Besonderes ist, das Afghanistan voranbringen kann. Andere einsichtige Mitmenschen würden das ebenso sehen wie Sie. Nur haben die bisher noch nichts von OFARIN gehört. Bitte, informieren Sie auch andere Menschen über OFARINs Programm! Vielleicht haben Sie auch einen Tipp für uns, wie wir Mitmenschen erreichen können, die OFARIN noch nicht kennen. Spendern habe ich oft geschrieben, dass sie durch ihre Spende „bei uns mitmachen“. Es wäre doch phantastisch, wenn man das großartige Programm von OFARIN als ein Werk einer großen Gemeinschaft von Menschen sehen kann.

 

Herzliche Grüße, Peter Schwittek