Reinhard Breidenbach zu Trump in der Allg. Zeitung Mainz

Neues aus Absurdistan. Der amerikanische Präsident verurteilt Rassismus auf das Schärfste. Ausgerechnet Trump. Er beklagt, der Amokschütze von El Paso sei von Hass verzehrt gewesen. Er fordert die Nation auf, sich gegen die Ideologie zu stellen, die „Vorherrschaft der Weißen“ heißt. Dabei verkörpert Trump diese Ideologie mit jeder Faser, er lebt und propagiert sie. Im streng juristischen Sinn ist er nicht verantwortlich für rassistische Amokläufe. Aber er forciert ein geistiges Klima, das geprägt ist von Hass, Niedertracht, Verrohung und Spaltung. Und nun fordert er eine schnelle Todesstrafe bei Hassverbrechen. Man darf darauf wetten: Am liebsten wäre es ihm ohne Gerichtsverfahren. In diesen Tagen, da die amerikanische Nation erschüttert wird von schlimmen Verbrechen, zeigt sich einmal mehr: Sie wird geführt von einem Präsidenten, der eine Schande ist für sein Land und für die freie Welt. Skrupellos war er mit Hetze und notorischen Lügen zur Stelle, als viele Menschen der „alten“ Politik den Rücken kehrten und sich nach – scheinbar – einfachen Lösungen sehnten. Viele meinen nun, sie müssten an Trump festhalten, weil er doch ihr einziger Anker sei. In Wahrheit ist die Gefahr viel größer, dass er ihr Untergang wird. Für Europa wird die Lage noch schlimmer, weil sich in London – ohne Wählervotum – eine Art Westentaschen-Trump die Macht unter den Nagel gerissen hat: Boris Johnson. Harte Zeiten sind das. Gelten muss:Null Toleranz, es geht nicht um Trump- oder Johnson-Bashing, man muss den Irrwitz aushalten, aber ihn klar beim Namen nennen und hoffen, dass sich die Wähler besinnen.