Liebe Freunde,
statt eines Rundbriefes im Mai gab es nur eine Entschuldigung. Mehr war nicht drin. Es hatte mich erwischt. Wir waren ganz früh in Charikar, um den Unterricht unserer neuen Partner dort zu kontrollieren. Auf der Rückreise hatten alle mächtigen Hunger. An der Fernstraße kann man vieles kaufen, auch Essbares. Wir erwarben eine Tüte Teigtaschen und machten uns darüber her. Aber vielleicht war es auch das Kabab, zu dem wir in diesen Tagen die Belegschaft eingeladen hatten.
Am letzten Apriltag brach es aus. Ich war benommen wie bei einem der landesüblichen Durchfälle dank Parasitenbefall. Doch blieben Durchfälle aus. Dafür beantwortete mein linkes Knie Gehversuche mit brennendem Schmerz. Parasiten, die man mit verseuchter Nahrung aufnimmt, bewegen sich im Körper fort. Meist stiften sie Unheil im Magen-Darm-Bereich. Die meinen hatten sich ins Knie begeben.
Nach einigen schmerzhaften Tagen flogen wir vorzeitig nach Deutschland. Zu Hause kam ich nicht an. Die Notaufnahme im Würzburger Juliusspital fing mich ab und tüchtige Ärzte kämpften gut drei Wochen gegen den feindseligen Keim im Knie. Jetzt bin ich zu Hause und klettere mit Krücken durch unser Häuschen. Voll belastbar bin ich nicht. Auch Helen, OFARINs Computer-Fee, war einige Male im Krankenhaus. OFARIN ist noch ziemlich von der Rolle.
Immerhin stellten wir fest, dass die Versendung der Rundbriefe durch den Homepage-Provider unzuverlässig ist. Wir haben uns entschlossen, die Versendung der Rundbriefe selber per E-Mail durchzuführen. Das soll auch die Kontakte zwischen OFARIN und seinen Sympathisanten „direkter“ machen. Leider sind durch die mangelhaften Versendungen Interessenten verloren gegangen. Einige Interessenten hatten sich auch auf Grund des Datenschutzgesetzes (schon vergessen?) explizit abgemeldet. Wenn Sie Mitmenschen kennen, die unsere Rundbriefe und Informationen beziehen möchten, so sagen Sie denen, dass sie sich per E-Mail (schwittek@t-online.de) bei uns an- und abmelden können!
In den Tagen, als mein Knie mich aus dem Verkehr zog, tat sich in der afghanischen Politik nach außen hin einiges. Die Loya Dschirga tagte. Das ist eine Versammlung von 3.000 Stammesältesten, die nur beratenden Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung hat. Die Loya Dschirga rief zum Waffenstillstand zwischen Taliban und Regierung für die Zeit des Ramazan auf, der in der ersten Mai-Hälfte begann. Die Taliban lehnten das Friedensangebot offiziell ab und mussten nun noch zeigen, dass sie das ernst meinten. Kurz darauf gab es einen Anschlag auf das Büro der US-Organisation „Counterpart International“. Diese führt Programme mit Mitteln der US-Regierung und der UN durch und wird verdächtigt zu missionieren. Counterpart International ist also auch auf Seiten der Taliban-Gegner nicht gerade ein Sympathie-Träger. Die Zahl der Opfer blieb unter zehn und hielt sich damit in Grenzen. Die Taliban hatten mit einem „milden“ Anschlag das Friedensangebot von Loya Dschirga und Regierung zurückgewiesen.
Bisher berichteten wir davon, dass OFARINs Unterricht gut ankommt und die Lernerfolge der Schüler überzeugen. Unsere Lehrkräfte stehen hinter ihrer Arbeit. Die staatlichen und sonstigen Schulen sind dagegen äußerst leistungsschwach.
Im April-Rundbrief hatten wir wesentlich mehr gesagt: Die schulische Ausbildung in Afghanistan ist nicht schlecht, weil es keine Schulen gäbe oder weil politische oder religiöse Kräfte den Schulbesuch behinderten. Vielmehr „können“ afghanische Schulbehörden schlicht „keine Schulen“. Das zeigen die Bestimmungen, nach denen die Lehrkräfte in staatlichen Schulen arbeiten müssen. Es besteht keine Hoffnung, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. Dagegen orientiert sich der Unterricht von OFARIN am Verstehen der Schüler und erreicht seine Ziele problemlos.
Das sind schwerwiegende Aussagen:
Die staatlichen und sonstigen Schulen Afghanistans sind nicht in der Lage einen Unterricht von minimalem Niveau anzubieten. Das wird sich nicht schnell ändern. OFARIN ist dagegen fähig, einen für Afghanistan nötigen Schulunterricht zu organisieren.
Das ist eine gewaltige Verpflichtung. Beim Vergleich des derzeitigen Schulunterrichtes mit OFARINs Programm wird offensichtlich, dass die staatlichen Schulen ganz andere Ansätze brauchen. Ohne OFARINs Beispiel wird es finster bleiben in Afghanistans Schulen.
OFARIN wird die überragende Qualität seines Programmes aber nur nutzen können, wenn dieses Programm eine Größe erreicht, die ihm Aufmerksamkeit schafft. Leider ist OFARINs finanzielle Lage kläglich. Wir fürchten unsere Aktivitäten bald noch weiter einschränken zu müssen. Kontakte zu institutionellen Geldgebern haben nicht zu dauerhaften Beziehungen geführt. Wir bemühen uns weiter.
Nur Sie, unsere Sympathisanten, haben zuverlässig zu uns gehalten. Wir wollen Sie nicht nötigen, schon wieder in Ihr Portemonnaie zu greifen. Sie alle haben viel für unsere gemeinsamen Ziele getan. Aber vielleicht ist es Ihnen möglich, weiteren Freunden und Bekannten klar zu machen, um was für ein Programm es geht, und so die Basis unserer Sympathisanten zu erweitern.
OFARIN ist in der Lage, einen erfolgreichen Unterricht für die Schulen Afghanistans aufzubauen. Die afghanische Schulverwaltung kann das nicht. In dieser Situation können wir sehr zur Verbesserung des afghanischen Schulsystems beitragen. Ohne OFARIN wird das nicht gehen. Bitte, helfen Sie, hier etwas voran zu treiben! Gemeinsam haben wir die Möglichkeiten.
Herzliche Grüße, Peter Schwittek