Westfalen-Blatt: Kommentar zur Zeitumstellung

Deutschland kann bald wieder ruhig schlafen – oder wenigstens besser. Zumindest die drei Millionen unserer Landsleute, die bei der Online-Befragung der EU-Kommission im vergangenen Jahr für die Abschaffung der Zeitumstellung votiert haben. Außerhalb Deutschlands waren nur noch 1,6 Millionen EU-Bürger vom zweimaligen Umstellen der Uhrzeit pro Jahr genervt. Ach ja: Es leben 512 Millionen Menschen in der EU. An der Abstimmung nahmen nicht einmal sechs Millionen teil. Nun lässt sich trefflich streiten, ob der ursprüngliche Grund der Zeitumstellung (Energieeinsparung) jemals erfüllt wurde. Da findet sich – wie in vielen Lebensbereichen – die dem einen genehme, dem anderen nicht genehme Statistik. Interessant ist allerdings die Verve der Diskussion, auch in Sachen Auswirkung auf die Gesundheit. Zwei Mal im Jahr die Uhr umzustellen scheint einen nicht unerheblichen Teil der Deutschen offensichtlich um den Schlaf zu bringen. Als jemand, der immer gut schlafen kann, fragt man sich jedoch: Wie verkraften das zum Beispiel die Portugiesen und Spanier, die im Grenzgebiet leben und regelmäßig ins Nachbarland mit entsprechender Zeitumstellung wechseln? Und was ist mit Managern, Sportlern und ähnlichen Berufsgruppen, die durch die Welt jetten und weit gravierendere Umstellungen in weit kürzerer Zeit verkraften müssen? Müsste das dann nicht eigentlich verboten werden? Und warum eigentlich stören Zeitumstellungen im Urlaub nicht? Nun gut: 4,6 Millionen Menschen haben entschieden, dass nicht mehr an der Uhr gedreht wird. Gestern bekräftigte der fünfte EU-Ausschuss: So machen wir’s. Wahrscheinlich 2021. Der Verkehrsausschuss, er war der letzte, hatte am längsten auf der Bremse gestanden. Die Verkehrsminister wie der Österreicher Nobert Hofer wollten keinen »Zeit-Fleckerl-Teppich« – und außerdem: Wirtschaft first. Und ob nun Winter- oder Sommerzeit, da hat man jetzt einen Arbeitskreis gegründet. Wegen Sonne in Warschau vielleicht bald um drei Uhr früh. Hach, es wird noch spannend. Aber mal im Ernst: Hätte man diese ganze Zeit nicht besser nutzen können? Zum Schlafen beispielsweise – ob nun in der Winter- oder in der Sommerzeit.