Alle sollen es wissen: HIV ist unter Therapie nicht übertragbar!

Die Abgeordneten von SPD, CDU, Grünen und FDP im Niedersächsischen Landtag haben am vergangenen Dienstag ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt für ein respektvolles Miteinander ohne Diskriminierung und Vorurteile gegenüber HIV-positiven Menschen – am Arbeitsplatz, beim Sport, in Kita und Schule, unter Freunden und Bekannten. Zum Weltaidstag am 1. Dezember ließen sich die Präsidentin des Landtags, Dr. Gabriele Andretta, und die vier Fraktionen in Hannover vor dem Landesparlament mit bunten Leuchtwürfeln ablichten. Niedersachsens Ärztekammer-Präsidentin Dr. Martina Wenker machte ebenfalls spontan mit.

 

Die Leuchtwürfel tragen die Aufschrift „n = n“. Die Formel ist Ausdruck der Kernbotschaft der letzten Weltaidskonferenz. Im Juli 2018 feierte die  internationale HIV-Community in Amsterdam die Kampagne „u = u“: Die Gleichung steht für undetectable = untransmittable: Wenn HIV im Blut aufgrund einer HIV-Therapie nicht nachweisbar ist, dann ist auch keine Übertragung möglich – nicht einmal beim Sex. In vielen Ländern gibt es nun Ableger dieser Kampagne. In Deutschland setzt sich die Abkürzung n = n durch: nicht nachweisbar = nicht übertragbar.

 

Leuchtende Informationskampagne
Zum Weltaidstag 2018 hat die Aidshilfe Niedersachsen das Symbol dieser Kampagne jetzt zum Leuchten gebracht. „Wir wollen damit die gute Nachricht in die Welt tragen, dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist. Wenn HIV nicht übertragbar ist, haben Menschen weniger Angst. Dann gibt es auch weniger Zurückweisung von Menschen mit HIV“, betonte Imke Schmieta, Geschäftsführerin der Aidshilfe Niedersachsen (AHN), am Mittwoch in Hannover.

 

Nur zehn Prozent wissen Bescheid
Zehn Jahre, nachdem die Schweizerische Kommission für Aidsfragen (EKAF) erstmals den Nachweis veröffentlicht hat, dass die konsequente Einnahme eines bewährten Medikamentenmix die Viruslast von HIV-Patienten unter die Nachweisgrenze bringt und damit die ohnehin geringe Gefahr einer Übertragung bannt, wissen darüber in Deutschland nur zehn Prozent der Bevölkerung Bescheid. „Das möchten wir mit dieser Kampagne ändern. Wir finden, diese Information gehört heute zur Allgemeinbildung“, sagt Schmieta. Wenn allen klar sei, dass HIV-positive Menschen, die täglich ihre Medikamente einnehmen und regelmäßig durchgecheckt werden, nicht „ansteckend“ sind, „sind viele Ängste bald Geschichte“. Völlig ohne Grund würden Menschen mit HIV oft noch immer als Gefahr wahrgenommen. Einem entspannten Zusammenleben von HIV-negativen und HIV-positiven Menschen stehe nichts mehr im Wege, „wenn nur alle Bescheid wissen!“

 

Postkarten tragen zur Aufklärung bei
Mit Unterstützung der Landtagsabgeordneten, der AOK Niedersachsen, des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums, der Deutschen Aidshilfe und des Paritätischen Niedersachsen wird die Aufklärungskampagne „Sag’es weiter! n = n“ vorangetrieben – auch mit Hilfe von Postkarten. Darauf steht die gute Nachricht in einfachen Worten: „Medikamente unterdrücken HIV im Körper so gut, dass HIV nicht übertragbar ist. Im täglichen Miteinander in der Freizeit, bei der Arbeit oder beim Sport kann HIV sowieso nicht übertragen werden – unter Therapie noch nicht einmal beim Sex.“

 

#wissenverdoppeln
Zusätzlich ist dort der QR-Code für die entsprechende Kampagne der Deutschen Aidshilfe abgedruckt, die ebenfalls am Mittwoch (28.11.2018) an den Start gegangen ist: „Das sollen alle wissen. Sag´s weiter wissenverdoppeln“

  

Aktuelle Infektionszahlen
Im Vorfeld des Weltaidstags am 1. Dezember hat das Robert Koch-Institut (RKI) aktuelle Daten zum HIV/Aids-Geschehen in Deutschland veröffentlicht. Danach haben sich im Jahr 2017 etwa 2.700 Menschen in Deutschland mit HIV infiziert. Die Zahl der Neuinfektionen ist damit gegenüber 2016 (2.900) leicht gesunken. Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), sind die geschätzten Neuinfektionen deutlich zurückgegangen: von 2.300 im Jahr 2013 auf 1.700 in 2017. Insgesamt lebten Ende 2017 geschätzt 86.100 Menschen mit HIV in Deutschland. (https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2018/12_2018.html)

 

Britta Grashorn M.A.
Journalistin