Osnabrück (ots). – Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat die faktische Aufweichung der Stickoxid-Grenzwerte durch die Bundesregierung kritisiert. Es gebe „gute Gründe“ für den niedrigen EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, sagte DGP-Präsident Klaus Rabe der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
„Wenn Menschen mit Atemwegsproblemen und Lungenvorerkrankungen regelmäßig erhöhte Werte einatmen, besteht ein Gesundheitsrisiko. Das ist durch die Datenlage bewiesen“, erklärte Rabe. Es „handelt es sich nicht um eine kleine Gruppe, sondern um eine riesige“, erklärte der Lungenspezialist. Schon viele Kinder litten unter chronischer Bronchitis oder Asthma. „Fakt ist, dass es eine Übersterblichkeit bei Belastungspeaks und Erkrankungswellen gibt.“
Das Bundeskabinett hat am Donnerstag beschlossen, Dieselfahrverbote in allen Städten für „unverhältnismäßig“ zu erklären, wenn der EU-Grenzwert im Jahresmittel um bis zu zehn Mikrogramm überschritten wird. Verbote sollen erst ab 50 Mikrogramm verhängt werden.
Für gesunde Menschen bestehe zwar durch Belastungen auch in dieser Größenordnung kein Risiko, sagte Rabe. Attacken auf die Grenzwerte und Versuche, die Grenzwerte aufzuweichen, „beunruhigen uns dennoch“, so der Arzt an der Lungenklinik Grosshansdorf. „Die Risikogruppe kann sich gegen die erhöhte Belastung, die schon seit vielen Jahren besteht, nicht wehren. Hier müssen Konsequenzen gezogen werden. Dazu können Maßnahmen wie Fahrverbote gehören, die weh tun, sonst wird sich nichts ändern“, so der Fachmann.
„Uns als Fachgesellschaft geht es nicht darum, das Autofahren zu verteufeln“, stellte der Mediziner klar. Es helfe auch nicht, denjenigen Panikmache vorzuwerfen, die die Fahrverbote erstreiten. „Wir müssen alles dafür tun, dass die große Gruppe der Gefährdeten vernünftig leben und arbeiten kann. Hier ist bei weitem nicht genug getan worden.“
Die DGP ist im deutschsprachigen Raum die größte und älteste medizinische Fachgesellschaft für Lungen- und Bronchialkrankheiten.